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240 Psychische Studien. IV. Jahrg. 5. Heft (Mai 1877.)
(Korrespondenz.
Herrn Professor Dr. Franz Hoffiuann zu Würzbarg: — Der uns freundlichst angekündigte
vierte Band Ihrer „Philosophischen Schriften" ist uns leider noch nicht zu
Händen gekommen. Wir besitzen nur den bei Andreas Deichert in Erlangen 1872 erschieneneu
dritten Band, welcher in 49 Abhandlungen über Franz von ßaader's Philosophie und die
über ihn erschienenen Urthelle berühmter Zeitgenossen, ferner zur V rkenntnisswissenschaft
und Metaphysik, zur Naturphilosophie, zur Anthropologie und Psychologie, zur Religionsphilosophie
und zur Geschichte der Philosophyfdie gehaltvollsten Beitrags bringt. Namentlich
ist für Spiritualisten und Spiritisten dii^Kheilung zur Antnropologie und Psychologie
eine reichhaltige Fundgrube neuer Anschauu^B und Ideen. Perty's, Ul/ici's, Fichte's einschlägige
Werke sind darin mit Geist and weitem Verständniss erörtert - Wir würden
aus einer so berufenen Feder, wie die Ihrige, eine gedrängte Darstellung der leitenden
Ideen der jüngsten Perty'sehen Schrift: — „Der jetzige Spiritu al is*nus und verwandte
Erfahrungen der Vergangenheit und Gegenwart." Ein Supplement
zu des Verfassers •mystischen Erscheinungen der menschlichen Natur' (Leipzig, Winter, 1877)
— mit Freuden begrüsst haben, da wir nach tieferem Einblick in dasselbe einen bedeutenden
Fortschritt im Princip der Erklärung der überaus zahlreich vorgeführten Beispiele desselben
gegen Perty's erstes Werk finden, der im höchsten Grade anregend and befestigend wirken
muss. - Mit Grassmann's Schriften werden wir uns gelegentlich bekannt zu machen suchen.
Freifrau v. St.: Ihre jüngste werthe Mittheüung über interessante Erlebnisse mit
einem Ihnen sympathischen Medium befindet sich zur JüWt in den Händen c es Herausgebern
und dürfte mit Ihrer Genehmigung ein Abdruck wohl in einem der nächsten Hefte stattfinden.
Herrn Prof Max Perty m Bern; - Ihr werthes Schieben sowie Ihre <'orrespondenz-
karte v. 4. Mai sind uns richtig zug< gangen. Wir danken Ihnen gleichzeitig für die Ankündigung
des neuesten Artikels des Dr. Jürgen Bona Meyer, welcher in den Nr. 17 u. 18
in „Die Gegenwart", hrsg. von Paul Lindau in Berlin, unter dem Titel: „Der Glaube
an Geistererscheinungen in unserer Zeit. Eine Schilderung und Betrachtung" erschienen
ist, welcher bedeutendes Aufrehen erregt zu haben scheint, da uns von verschiedenen Seiten
Nachricht über denselben zugekommen ist.
Herrn Pastor K. G. in P.: Ihre geehrte Zuschrift vom Ende des Aprii spricht sich
wohl nicht mit Unrecht gegen das indifferente Verholten nicht nur der ModepMlo<*opheu,
sondern auch der überwiegenden Mehrzahl der Theologen aus, die doch im Spiritismus und
modernen Spiriuialismis, welcher Parthei sie auch angehören mögen, eine feste Stütze erblicken
sollten. Wenn Sie sagen: - „Alle Freunde, denen ich das Buch: *Sj»ritistischt,
Geständnisse eines evangelisohen Geistlichen über die Wahrheit der christlichen O feubarong,
zugesendet, beobachten ein tiefes Schweigen. Aus dem Schreiben Eines mnsste ich das
Achselzucken herauslesen, und mein hiesiger Parochus sagte? non liquet - das war
Alles" — so gestatten Sie uns wohl, Ihnen das Urtheil eines süddeutschen protestantischen
Geistlichen über Robert Dale Owen's „Das streitige Land", welches doch eine directe
Adresse an die protestantische Geistlichkeit aller Länder enthalt, zu einigem Tröste mit-
zutheilen: — „Ich danke herzlich für dieses in vieler Hinsicht interessante Buch, dessen
theologisch-geschichtliche Ausführung jedoch, was die Reformatoren betrifft, zu werite
gründlich die Gesammtanschauung jener Männer reproducirt. Meiner unmassgeblichen
Meinung nach kann kein, auch kein freisinniger, Theologe die in dem Buch enthaltenen
Anschauungen der Reformatoren für die Anschauungen derselben erklären, wenn auch einzelne
aus dem Zusammenhang gerissene Sätze wörtlich citirt sind." — Diese Unwanrheit
behauptet ein Prediger der sog. Wahrheit einem Sachverständigen direct ins Gesicht, ohne
einen einzigen Beweis dafür anzutreten! Wer Owen's Werk kennt, — und Sie bind gewiss
einer der besten Kenner desselben, wird dieses kritiklose Urtheil am besten zu würdigen
verstehen und ihm hoffentlich noch zu seiner Zeit gründlich heimleuchten helfen. Wir
sind an dergleichen Aeusserungen bei gewissen Leuten, welche leider dem Gedankenleier-
thum verfallen sind, schon mehr als gewöhnt.
Herrn Ed. F. in Reutlingen: — Obwohl wir Ihnen bereits direct geantwortet haben,
so wiederholen wir doch der Sicherheit halber noch einmal hier unsere Zusicherung, der
betreffenden Dame, welche Fragen zu stellen und sich mit der Redaction unserer Zeitschrift
in Verbindung zu setzen wünscht, jederzeit eine jede von uns nur irgend mögliche Aufklärung
über die ihr noch dunklen Räthsel unserer Sache auf das Bereitwilligste ertheilen
zu wollen.
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