Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
4. Jahrgang.1877
Seite: 244
(PDF, 155 MB)
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244 Psychiaehe Studien. IV. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1877.)

15 Spannen hohe Kanzel der Kirche und verweilte
dort lange entrückt mit ausgestreckten Annen, indem
er nur auf dem äussersten Bande derselben kniete.
Dieselbe Verzückung ergriff ihn einst an einem Gründonnerstag
Abends. Er betete mit andern Religiösen vor dem
heiligen Grabe, das mit Lampen und leuchtenden Wolken
geschmückt war, als er mit einem Mal aufflog, um den
Kelch, das Gefäss seiner Liebe, — der geweihten Hostie
— zu umfassen. Sein Flug verrückte nicht das Geringste,
und er flog auf das Geheiss seiner Obern, den er in solchem
Zustande stets pünktlich zu gehorsamen pflegte, nach einiger
Zeit wieder an den Ort, wo er zuvor sich befunden. .Noch
verwunderlicher klingt, was sich mit Joseph begeben, als er
auf einer kleinen Anhöhe zwischen Copertino und dem
Kloster von Groteila einen Calvarienberg aufrichten liess
und ei\ nachdem die beiden äusseren Kreuze bereits aufgerichtet
waren, bemerkte, wie das mittlere seiner Schwere
wegen — seine Höhe betrag an 54 Spannen — von zehn
Männern, die sich abmühten, nicht an seine Stelle gebracht
werden konnte. Sein aufloderndes Feuer riss ihn von der
Pforte des Klosters weg, dass er an 80 Schritte weit
dem Kreuze zuflog, es gleich einem Halme aufhob und
in die demselben zubereitete Grube setzte. Dieses Kreuz wurde
in der Folge ein besonderer Brennpunkt seiner Verehrung
und Andacht urd ein Ziel seiner ekstatischen .Flüge. Einst
umstand er dasselbe mit andern Priestern, deien einer die
Frage aufvarf: ,,wie würden wir thun, wenn der Herr an
diesem Kreuze wirklich angenagelt und uns ein Kuss erlaubt
wäre?*' Der Eine meinte voll Demuth, er wirde ihm die
Füsse küssen; ein Anderer wählte sich die Seitenwunde;
Andre anderes. Alf- aber die Reihe der Antwort an Joseph
gelangte, rief er mit glühendem Antlitz und lauter Stimme:
..Ich, ich würde seinen heiligsten Mund küssen, mit Galle
und Essig vergällt." In demselben Augenblick nahm er
aber auch seinen Flug zur Höhe des Kreuzes, drückte
seinen Mund genau an die Stelle, wo der Mund des Gekreuzigten
gestanden hätte, wäre er zur Stelle gewesen.
So stand er dort lange Zeit auf einem Kugel, der zum
Zeichen, dass dort die Füsse des Erlösers angenagelt seien,
eingeschlagen war. Endlich musste man eine Leiter aus
dem Kloster herbeischaffen, um ihn wieder her abzufordern.

Wie oben bemerkt, war Joseph der heiligen Jungfrau
mit besondrer Liebe zugethan. Er nannte sie nur seine
,.liebe Mutter', schmückte ihr Bild in Grotella stets mit
den besten Blumen, welche die Jahreszeit darbot, und
dichtete ihr sogar Lieder. Schon beim Klange ihres Namens


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