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260 Psychische Studien. IV. Jahrg. 0. Heft. (Juni 1877.)
treten selbstständiger Intelligenzen, die weder an Raum,
noch Zeit gebunden scheinen. Die Theorie von unbewußter
Hirnthätigkeit, die gierig alles in ihren Ricscumagcn Polypenartig
hineinzieht, was nach menschlicher Originalität
riecht, kommt in solchen Fällen zu kurz und wenn auch
bei strengster Sichtung der Bodensatz der ,,Geistcrspuron"
erschrecklieh reduzirt wird, die Perlen darin erhalten desto
höhern Glanz und oft, wenn ich mich wie im Gewölk von
Zweifeln und Widersprüchen fast verzagt fühle, schimmern
solche Sterne strahlend dahinter, mehr ahnen lassend als
uns trotz aller Forschungen auf dieser kurzen Erden bahn
erschlohsen wird.
Wenn man sich auf dem Wege, diese wunderbaren
Enthüllungen kennen zu lernen und zu gemessen, entschliesst,
auf das Begreifen derselben vorläufig zu verzichten und
nur eine kindliche Empfänglichkeit entgegenträgt, wird
man zuweilen auf Glanzpunkte kommen, die wie electrisch
uns mit Wonneschauer erfüllen, während Vieles, ja vielbucht
das Meiste, mit ästhetischen Ansprüchen erwartet,
liiuter dem einfachsten, wohbrollendete?i Kunstwerk zurück
bleibt. Aber gleichsam, als sollten diese, dem Himmel abgewonnenen
Momente nicht ohne schwere Sühnopfer uns
gelassen \s erden, müssen die sich hingebenden begeisterten
Wissensdursligen unsägliches Leid ertragen. Was sie auch
immer in klarster Darstellung Nichtzcugen als durch die
gebunden fünf Sinne objectiv wahrgenommen vorführen, wird
Frisch weg disputirt und diese Verhöhnung der fünf anderweitig
vielleicht unbezweifelte»» Zeugen wird n >eh überboten
durch die rohe bestialische Beschimpfung des Gegenstandes
selbst. Die Allererfahrensten in dem Getümmel der sich
mehrenden Erscheinungen, in welchem eine Theorie der
andern auf die Füsse tritt, setzen sieh gern als willige Hörer
hin, eine neue Beleuchtung des gewaltigen Problems zu
vernehmen, allein wenn die den gesunden Menschenverstand
degradirende Erklärung „\on feinen Tasehenspielerkunst-
stückchem4 sich breit macht, können uur die gänzlich Unwissenden
noch die Zuhörerbank füllen. Ein Taschenspieler
auf eigner Bühne, die Zuschauer sich \om Leibe haltend,
kann mit guten Apparaten und einem pfiffig angeschickteu
Bedienten allerliebsten Hocus Pocus treiben, aber führt ihn
in eure Stube allein, bindet und versiegelt ihn - sein Geschäft
ist alle geworden — wenn er nicht nebenbei ein
Medium ist; dann hat er freilich seine unsichtbaren Helfer.
Da nun wie gesagt alles bei dem Neuling, der seine Weisheit
zweiter Hand nur an der Quelle von Zeitungsberichten
und Entstellungen eingesogen hat, als Hallueination, Nerven-
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