http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1877/0272
264 Psychische Studien. IV. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1877.)
und die neuen Jünger, die den Wagen nach Erkenntniss
führend schon muthig bei den Rädern fassen, ihn aus den
Schlamm des Materialismus zu ziehen, eilen bestürzt in
gewohnte Gefilde zurück. Desshalb wende auch ich mich
einstweilen von diesem Punkte ab und schreite zu meiner
Hacke und Spaten, und pflanze mein Medium auf den Stuhl
derart, dass von „Pudeln" (?) nicht dio Rede min kann. Ich
binde es fest. „Aber wir haben oft gesehen, wie leicht sich
Gaukler von solchen Fesseln befreien", höre ich von allen
Seiten. Ja wohl, aus Tauen und Stridken. Ein Tau, wenn
nur einen halben Zoll dick, lässt sich nicht um die Glieder
winden und biegen, ohne Oeffnungen zu lassen. Wenn nun
der Gaukler seinen Brustkasten gehörig aufbläht und der
Schelm alle Augenblicke mit verstelltem Sehreck gegen
Stockung der Circulation protestirt, während er noch einen
guten Zug vertragen kann, so bleiben Schlupflöcher die
Fülle zurück Einen Viertelzoll für jede Windung gerechnet
, ergiebt sich bei fünfzig schon über einen Fuss
Raum, welcher durch Zurückziehen der Brust die Bandage
sofort erschlafft und die Befreiung geht, je nach
Gewandheit, schnell vor sich. Der neueste Kniif aber ist,
dass der Künstler schon halb gebunden da sitzt mit
künstlichen Knoten, die mit der Lösung garniehts zu
thun haben. Auf diese drückt mit feierlicher Amtsmiene
etwa der Bürgermeister sein Siegel und das Sicherheitsgefühl
• breitet sich aufs Publicum aus und die klugen
Zweifler werden noch tiefer in ihren Unglauben hinein
dupirt.
(Fortsetzung folgt.)
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1877/0272