http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1877/0291
Kurze Notizen,
283
tistengesellschaften die funetionirenden Medien sich meistens
auf salbungsvolle Vorträge beschränken, (Unser Journal,
über das er doch spricht, weist nirgends einen solchen auf!
— Die Red.), die aus Predigtreminiscenzen und spiritistischen
Lesefrüchten zusammengesetzt sind, hatten im
Gebiete des eigentlichen Wunders bis jetzt nur die ausser-
deutschen Länder, vor allen Amerika, erheblichere Resultate
aufzuweisen. Von den Leistungen beliebiger, die Messe
besuchender 'Professoren der höheren Magie' unterscheiden
sich freilich diese Leistungen amerikanischer Spiritisten
nur in dem einen Punkte, dass jene bei Lampenlicht, diese
aber meistens im Dunkeln ihre Künste betreiben. Von
wissenschaftlichen sogenannten Autoritäten, auf die der
Spiritismus bekanntlich grosse Stücke hält, hat er in Deutschland
nur zwei aufzuweisen, den Prof. der Zoologie Max Perty
in Bern, und den Prof. der Philosophie Franz Hoffmann
in Würzburg, und auch diese haben sich nur mit einer
gewissen Reserve den spiritistischen Bestrebungen angeschlossen
." — Und solche unhaltbare Behauptungen wagt
ein Mitarbeiter eines sonst den Standpunkt eines echt
wissenschaftlich-exacten Journals rühmlichst wahren wollenden
^Literarischen Centraiblattes für Deutschland!" Statt auf
die Sache einzugehen, umgeht er dieselbe und tischt seinen
wissenschaftlichen Lesern literarischen Klatsch auf. Wir
glauben, dass sich ein solches Verfahren in den Augen
aller Sachverständigen von selbst aufs gründlichste um
allen weiteren Credit bringt.
c) Als eine weit erfreulichere Erscheinung gilt uns ein
Doppel-Artikel des Professors Jürgen Ihm Meyer in Bonn,
betitelt: — „Der G-laube an Geistererscheinnngen
in unserer Zeit. Eine Schilderung und Betrachtung
" — welcher in No. 17 und 18 des XI. Bandes von
,,Die Gegenwart, Wochenschrift für Literatur,
Kunst und öffentliches Leben," herausgegeben von
Paul Lindau (Berlin, Georg Stilkey 1877) — bereitwillige
Aufnahme gefunden hat. Der Verfasser desselben verfährt
von seinem Standpunkte aus in lobenswerther Weise ob-
jectiv. Das ist eine Eigenschaft, welche den meisten^ gelehrton
Beurtheilern unserer ihnen fremden Sache bis jetzt
ganz abhanden gekommen zu seijt schien. Es war, als ob
sie ein Gespenst im Dunkeln crfasst hätte und sie sich,
zähneklappernd vor Furcht und mit allen Gliedern um sich
schlagend, desselben zu erwehren und es von sich abzuschütteln
suchen müssten, wie manche sensitive Frauen
bekanntlich vor krabbelnden Spinnen und Kröten sich bis
7A\ Krämpfen entsetzen. Und der moderne Spiritualismus
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1877/0291