http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1877/0319
II. Abtheilung^
Theoretisches und Kritisches.
Die Idee einer Geschichte des Weltalls,
Von Prof. Dr. Franse Hoffmann.
In der geistreichen, wenn auch nicht allseitig genügenden,
nicht einmal durchgängig mit sich selbst zusammenstimmenden
Schrift: „Zur Analysis der Wirklichkeit von Otto Liebmann
" wird (S. 390) nicht zwar ein wissenschaftlicher Beweis,
wohl aber der G-iaube an eine grosse Ideenordnung im
Universum festgehalten, Diess fuhrt den Verfasser beiläufig
auf die Frage der Fortdauer, die er seltsamer Weise eine
egoistische nennt, was sie wohl sein kann, aber nicht noth-
wendig ist und von der Philosophie objektiv zu untersuchen
und zu entscheiden ist. In dem, was er über diese Frage
sagt, ist denn auch aus objektiven Gründen geurtheilt. Er
erklärt sich also:
„Sollte das geistige Capital, das die irdische Menschheit
angesammelt hat, sollten die edelsten Geistesblüthen unseres
im unendlichen Strome des Geschehens dem Untergang
preisgegebenen Planeten dermaleinst spurlos und unwiederbringlich
zu Grunde gehen? Wäre das nicht jammerschade
?" Ich antworte zunächst: Die Natur ist unerschöpflich,
sie ist auch unbegreiflich (absolut? Ref.). Wenn wir es mit
ansehen, wie die Errungenschaften früherer Jahrhunderte
sich innerhalb der irdischen Menschengeschichte forterben,
steigern, vermehren, — warum sollte nicht Aehnliches im
unendlichen (?) Weltall anzunehmen sein? Und, um nun
mit Sokrates vom Himmel auf die Erde herabzusteigen,
handeln wir jeder an seinem Theil so, als sollte unser beschränktes
Tagewerk der ganzen Zukunft zu statten kommen!
Der letzte Lohn aller gewissenhaften Arbeit in dem engen
Wirkungskreise, der jedem von uns angewiesen ist, der
höchste Trost für unsere redliche Bemühung liegt in dem
Bewusstsein, dass sie
Zu dem Bau der Ewigkeiten
Zwar Sandkorn nur für Sandkorn reicht,
Doch von der grossen Schuld der Zeiten
Minuten, Tage, Jahre streicht."
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