Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
4. Jahrgang.1877
Seite: 312
(PDF, 155 MB)
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312 Psyohisohe Studien. IV. Jahrg. 1. Heft. (Juli 1877.) ♦

Wenn diess so verstanden werden darf, dass die menschlichen
Individuen nicht untergehen, sondern fortdauern und im
Jenseits fortwachsen an Güte, Liebe und Einsicht zur
Vollkommenheit, so stimmt es auf das Beste mit einer der
Grrundlehren des Spiritualismus zusammen. Wie sollten
auch die im irdischen Leben errungenen Schätze des Geistes,
des Willens und des Gemüthes im unermesslichen Weltall
fortwirken können, wenn sie nicht von den aus dem irdischen
Leben scheidenden menschlichen Individuen dorthin getragen
würden?

Entweder also ist der Gedanke Liebmanns von dem
Forterben, Steigern, Vermehren der Errungenschaften der
irdischen Menschengeschichte im unermesslichen (nicht unendlichen
; nur Einer ist unendlich, Gott) Weltall leerer
Schall, oder er muss die individuelle Fortdauer der menschlichen
Individuen einräumen, wie sie im rationellen Glauben
auch Kant eingeräumt hat. Wenn übrigens die einzelnen
Weltsphären Geschichte (natürliche wie geistige) haben, so
muss auch das gesammte Universum Geschichte haben, und
diese muss dann eine alle unsere Vorstellungen überragende
Riesengeschichte haben, und wenn Geschichte nicht ohne
Anfang und Ziel gedacht werden kann, so muss auch die
Riesengeschichte des Universums ein Ziel, das Ziel nicht
des Untergangs, sondern der Vollendung haben *). Liebmann
erklärt den Standpunkt eines orthodoxen Kantianismus für
ein etwas morsches Podium, dem er „aus guten Gründen"
die gesunden Glieder unabhängigen Nachdenkens nicht habe
anvertrauen dürfen**). Aber der so stark auch von Liebmann
urgirte Rückgang auf Kant, wird doch nicht die Folge
haben sollen, dass man unter Kant zurückfallt, z. B. mit
der dogmatischen Behauptung der Unendlichkeit des Weltalls
, der Anfanglosigkeit der Zeit, eines empirischen Materialismus
bei idealistischer Metaphysik, der idealen Begriffsdichtung
statt des rationellen moralischen Glaubens? etc.

Vielmehr war und ist sich in wesentlichen Punkten über
Kant zu erheben, worüber theilweise Nachweisung gegeben
ist in dem Artikel des Referenten: „Kant und Swedenborg^
im Allgemeinen Anzeiger» Dass auch Liebmann in Manchem

*) Naturforscher und Philosophen schwelgen förmlich in düstern
Untergangsideen. Sie haben noch nicht genug am pantheistischen
Vergehen alles Individuellen, sip machen sich jetzt sogar zuToclten-
gräbern des Universums. Wie weit davon noch der verrufene Giordano
Bruno entfernt war, der an Genie einige Dutzend Moderne zusammen
überragte, bezeugen die Citate Liebmanns S. 488.

**) Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik. Neue
Folge 70. B. 1. H. S. 179.


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