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342 Psychische Studien. IV. Jahrg. 8. Heft. (August 1877.)
ausgehenden Lichte und bemerkte, dass das Klingeln verursacht
wurde, indem der Klöpfel nach seiner eigenen Bewegung
innerhalb der Klingel hin und her schlug: welche
letztere in einer aufrechten Haltung in der Luft dahin-
segelte oder schwebte und ganz frei von aller Bewegung
war, ausgenommen diese schwebende und gleitende Vorwärtsbewegung
; die Klingel machte in dem Zimmer wieder
einen weiten Kundgang, wurde dann liebkosend über die
Hände mehrerer Gesellsehaftsmitglieder gestrichen und zuletzt
ganz sanft auf meine Hand niedergelegt. Als diess
geschah, fühlte ich die bei Anderen bemerkte Liebkosung
selbst, und sah hierauf das Licht verschwinden.
Jemand sagte nun: „Ich fühle, dass zarte Hände mich
berühren." Jedes von uns fühlte dieselben nun in rascher
Aufeinanderfolge — auf den Armen, auf den Händen, aber
hauptsächlich auf dem Kopfe. Es ist unmöglich, Jemandem,
der sie noch nicht gefühlt hat, eine Vorstellung von der
Empfindung dieser Geister - Berührungen zu geben: fest,
warm wie die Hand einer lebenden Person, bei alledem
eine ätherische Weichheit und unirdische Zartheit; die
Liebkosung des Kopfes dauerte in meinem Falle etwa eine
Minute und in dem meiner Mutter weit länger, war auch
in ihrem Falle von einer Anordnung und Glättung des
Haares begleitet, was sofort von ihr als die wohlbekannte
Liebkosung der Mrs. M— erkannt wurde, als sio noch Schulgefährtinnen
waren. Alle diese Berührungen drückten, so
zu sagen, wesentliche Vorstellungen von Lieb^ und Zärtlichkeit
aus.
Das Piano, welches geschlossen, aber nicht verschlossen
worden war, wurde demnächst von diesen Geisterhänden
geöffnet, und Noten wurden (besonders in der Nähe des
Diskant - Seiten - Endes) angeschlagen, welche einen vollkommenen
liegen oder ein Geflatter kleiner Klopflaute, die
zu gleicher Zeit auf dem Tische vorgingen, begleiteten.
Diese Noten und Klopflaute hielten Maass oder Takt mit
einander. Ein schwerer viereckiger Pianosessel wurde den
Fussboden entlang mehrere Fuss weit gegen den Tisch hin
gezogen; raschelnde Töne wie von einem Kleide wurden
vernommen; einige Musikblätter wurden umherbewegt, ganz
als ob eine Person da wäre. Das Parfüm, welches Mrs. M—
während des letzten Theils ihres Lebens benutzt hatte,
wurde nun von fast Jedem (beinahe gleichzeitig wahr-
genommen, und diesem war noch ein Gefühl von der „Anwesenheit
" eiues Andern ausser uns beigemischt. Eine
leuchtende Hand (bis zum Faustgelenk) erschien demnächst
in der Luft; dieses geschah genau über meiner Mutter
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