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364 Psychische Studien. IV. Jahrg. X. Haft. (August 1877.)
nach ihrem zweijährigen Knaben Eduard, weil dieser in den
letzten Tagen nicht ganz wohl war, und dann erst, als sie
ihn ruhig schlafend traf, nach dem kleinen Säugling, den
sie in Krämpfen liegend, mit blauem Gesichte fand; das
Kind starb schnell. — Baronin v. G. erzählte mir im Juli
1875, dass, als sie 3 Jahre alt war, zum Entsetzen der
Bonne, ein Spielkinderwagtn von selbst iL Bewegung gerathen
sei. Die Bonne versicherte noch nach vielen Jahren, sie
könne das Abendmahl darauf nehmen. Von 3—5 Jahren
war Julie am liebsten in einem wenig bewohnten .Flügel
des Schlosses und spielte da mit zwei altern Kindern, die
zu ihr kamen. Als sie 5 Jahre alt war, reiste man mit ihr
unter Anderem nach Rom; nach der Rückkehr stellten sich
die Kinder wieder ein. Als sie 7 Jahre alt war und unbemerkt
auf dem Schemel hinter einem hohen Sopha sass,
sprach die Mutter zum Vater, sie fürchte für den Verstand
dieses Kindes, das immer in jenem Saal sein wolle und
dort mit besuchenden Kindern zu spielen behaupte. Von
diesem Augenblick an kamen die Kinder nicht mehr, welche
J. für zwei früher verstorbene, von ihr nicht gekannte
Schwestern hält. War es Phantasie oder wurde ihr magisches
Vermögen durch die Aeusserung der Mutter aufgehoben?
Julie war als junges Mädchen mit einer älteren Schwester
beschäftigt, ein Kästchen zu öffnen, was nicht gelang, als
sie plötzlieh die Gestalt eines alten Mannes sab, der sie
aufforderte, ihn genau zu betrachten, damit sie ihn ihrem
Vater beschreiben könne, und zugleich die Art zeigte, das
Kästchen zu öffnen. Die Eltern hätten dann mit Erstaunen
aus ihrer Beschreibung die Person des mütterlichen Grossvaters
erkannt. Als Mädchen ging sie oft mit einem grossen
Hunde spazieren, der bei einem gewissen Stein immer auf
oinem Umweg vorüber ging. Jahre zuvor hatten der Kutscher
und ein Diener den Verwalter ermordet, der sie bei nächtlichen
Diebstählen aus der Kornkammer überraschte, und
die Leiche auf diesen Stein gelegt. In der Jugend lebte
sie viel auf der Insel Oesel; in der Gegend von St. Petersburg
fuhr sie einmal nah* an der Küste, da gingen die
Pferde durch und drohten das Fuhrwerk von dem Felsen
in das Meer zu stürzen; sie und der Kutscher glaubten
sich verloren, da sali sie vor den Pferden eine weisse Gestalt
, sie standen, bäumten sich und Hessen sieb umlenken.
Von der» fünfziger Jahren an lebte sie, mehr oder
minder bedeutende Reisen abgerechnet, mit ihrem Bruder
meist in Paris, wo sie mit spiritualistischen Forschungen
sich beschäftigten, einen grossen Kreis von Freunden um
sich versammelten und die „dircetc Geisterschrift entdeckt"
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