http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1877/0374
366 Psychische Studien. IV. Jahrg. 8. Heft. (August 1877.)
und ersterer fuhr mH ihm zum Dom der Invaliden, wo der
Kaiser den Namen „Napoleon" erhalten habe, dessen Leiche
dort beigesetzt ist und den er mit der grössten Gemüths-
bewegung las und küsste. Nach ihrer Angabe unterstützte
Napoleon III. Allan Carde&s Lehre und Streben, weil er die
Reincarnation zur Beruhigung der Arbeiter für nützlich
hielt, unterdrückte hingegen Gvldenstl)tMe\s Sitzungen, weil
er in ihnen eine Quelle ihm ungünstiger politischer Prophezeihungen
sah. — Sie habe fortwährend Mal/aide, die kurz
vor der Hochzeit schnell verstorbene Brabt ihres Bruders,
im somnambulen und wachen Zustand gesehen und von ihr
Verhaltungsregeln für sich und den Bruder erhalten.
Malhilden's Kommen habe sich immer durch ein eigenes
Klingen angekündigt, und ein Kätzchen, das sie besessen,
habe dieses Klingen wohl gekannt. M., die sie im Leben
nicht gekannt, sei immer sogleich verschwanden, nicht nach
und iachf Wetterprophezeihungen Maihildens trafen fast
immer ein. Ihre eigenen seien viel richtiger gewesen als
die von Matthieu de la Brome und Cotilvier-Gravier; 1861
wollte ein Regenschirmfabrikant, der Massen ^von Regenschirmen
hatte verfertigen lassen, erstem erwürgen, weil er
einen sehr nassen Sommer vorausgesagt hatte und ein sehr
trockener eintrat. Delamarre, Redakteur der Patrie, habe
von ihr verlangt, sie solle einen Wetterkalendei publiciren,
worauf sie nicht eingegangen sei, aber doch Artikel in die
Patrie, Rubrik Meteorologie, lieferte. Sie habe schon als
junge Ferson in Schweden das Wetter manchmal richtig
vorhergesagt.
Der deutsch-französische Krieg von J870 veranlasste
den Baron Ludwig und seine Schwester, Pari<* zu verlassen
und ihren Wohnsitz für einige Zeit in Stuttgart zu nehmen,
wo sie unter Anderen auch mit Professor von Fichte zusammenkamen
, der eine Anzahl Bemerkungen über diesen
Umgang aufgezeichnet hat, welche er mir freundlichst zu
benutzen gestattete. Julie behauptete 1870 gegen Fichte,
sie werde schon seit 15 Jahren von einem unsichtbaren
Wesen in der Gestalt eines etwa dreijährigen fein gebildeten,
alabasterweissen Kindes als Schutzgeist begleitet, welches
Wesen zwar der Erde angehöre, aber nicht der Mensehen-
welt. Dieser Geist „Muff" klopfte öfters, einmal unter Louise
Faulhaber, und zwang diese zum Aufstehen. Schutzgeist
ihres Bruders sei hingegen die vor mehreren Jahren plötzlieh
verstorbene Braut desselben, eine Pariserin.
Der russische Gesandtschafts-Sekretär Graf Mnranew
traf 1870 bei Graf Badolinsky in Stuttgart mit Julie v. G.
zusammen, und diese empfand die GeisternUhc seines ver-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1877/0374