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386 Psychische Studien. IV. Jahrg. 9. Heft (September 1877.)
Doch zur Sache. Tch suchte Dr. M. am Tage nach
meiner Ankunft in London auf; er hatte wenige Tage vorher
seine Wohnung gewechselt, und bewohnte zwei bescheidene
Zimmer im zweiten Stock des Hauses eines
Bilderhändlers, der seinen Laden im Parterre hatte. Es
war gegen Mittag, und ich sah mich während unserer
Unterhaltung aufmerksam im Zimmer um. Wir verabredeten
unsere Seance zum Abend 7 Uhr. Ich erschien pünktlich
und war eher da als er, war also einige Minuten lang in
dem durch Gas erhellten Zimmer ganz allein, während
welcher Zeit ich nochmals alles um mich her aufmerksam
durchmusterte. Unter der Gasflamme stand ein ganz einfacher
vierbeiniger leichter Tisch, durch einen weiten Zwischenraum
von allen übrigen Möbeln getrennt. Den Boden bedeckte
ein grosser ganz hellgrauer, klein gemusterter Teppich.
Ich muss hier noch einfügen, dass ich mich am Mittag
mit Dr. M. über die S/ade sehen Seancen unterhalten hatte
(siebe meinen Bericht darüber: Psychische Studien Heft X,
1876, oder Medium and Daybreak No. 334, 1876, oder The
Spiritualist No. 207, 1876 etc.) Bezüglich Slade's war von
verschiedenen Niehtspiritisten der Verdacht geäussert worden,
dass derselbe die angeblich von den Geistern während der
Seance niedergeschriebenen Botschaften schon vorher auf
chemisch präparirte Schiefertafeln geschrieben haben sollte,
oder dass er in geschickter Weise die Tafeln vertauscht
haben könnte etc. Alle diese Versuche, Stadens Manifestationen
so auf „natürliche W^ise-' zu erklären, sind für
mich wie für jedefi, der die Sache selbst durchgemacht hat,
vollkommen verfehlt; aber solche Vermuthungen waren doch
wiederholt aufgestellt worden, und um ihnen von vorn herein
die Spitze abzubrechen, hatte M. den Versuch gemacht, von
den Geistern auf eine Tafel einen beliebigen Satz geschrieben
zu erhalten, den der Besucher frei nach seinem Ermessen
während der Seance dictirte.
Das leuchtete mir ein, und wir kamen überein, es auch
zu versuchen. Ich kaufte mir in einem beliebigen Laden
Londons zwei Schiefertafeln, die ich oben und unten, rechts
und links mit meinen Initialen versehen, mit in die Seance
brachte, ohne sie von M. berühren zu lassen. Wir setzten
uns einander vis a vis an den Tisch in der Mitte des
Zimmers, die Hände gerade vor uns hin flach auf den
Tisch gestreckt und zwar so, dass die seinigen auf die
meinigen gelegt waren. Zur Beruhigung für diejenigen
Ihrer Leser, welche etwa noch die ?.subtk craft and devices"
wittern, sei hier noch eingefügt, dass das Gas lustig brannte
und es mir vollkommen frei stand, an welchen Fleck des
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