http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1877/0413
II. Abtheilung.
Theoretisches und Kritisches.
Bemerkungen über Leibniz's Psychologie
von
Dr. Friedrich Kirchner.
(Cöthen, Schettler, 1875.)
Recension von Prof. Dr. Franz Hoffmaun.
Seite 31 dieser Schrift äussert der Herr Verfasser: „Ja,
so gross, sagt Leihniz (Nouv. Ess. III, 312, cf. Herder,
Ideen V, 1, 281), ist die Verwandtschaft zwischen Thieren
und Vegetabilien, dass, wenn man das unvollkommenste Wesen
der einen Klasse mit dem vollkommensten der andern zusammenhält
, man keinen bedeutenden Unterschied bemerken
wird." „Mit genialem Blick hat hier Leibniz die Hypothese
aufgestellt, welche unser grosser Zeitgenosse Darwin durch
unzählige Beispiele bewährt hat." Dann geräth er in eine
Verherrlichung Barnim, die uns übertrieben scheint. Wir
können sein Hauptverdienst nur in den Impuls setzen, den
seine hypothesenreichen Schriften gegeben haben, in noch
wenig gelichtete Gebiete der Forschung tiefer einzudringen.
Die Schritten von Wigand, Bastian, Baumgärtner, KÖlliker,
Karl Müller, v, JüJartmann und Anderer haben gezeigt, dass
im Darwinismus bei Weitem nicht Alles richtig bestellt ist.
Die Untersuchungen sind noch im Gang und an bedeutenden
Modilicationen wird es sicherlich nicht fehlen. So z. B. darf
nur die bekannte Hypothese, dass die Keime der Organismen
, wenigstens zunächst der pflanzlichen, aus andern Weltsystemen
auf die Erde gekommen seien, einen irgendwie
sicheren Anhalt gewinnen, um den Darwinismus in seinem
Hauptprincip, der Abstammung der Organismen von einer
Urform oder nur einigen Urformen, über den Haufen zu
werfen und ihn in seinen Unterstützungshypothesen auf eine
erheblich beschränkte Anwendbarkeit einzuschränken. Denn
wenn organische Keime aus fernen Welträumen auf die
Erde gekommen sind, so kann diess in allen Jahrhunderten
und Jahrtausenden vorgekommen sein und die Zahl der
auf der Erde zur Entwicklung gekommenen — nach ihrer
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