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Psychische Studien. IV. Jahrg. 9. Heft. (September 1877.) 425
Kurze Notizen.
a) Ein neuer wohlgesehriebener Artikel ist von Mr.
William Crookes in „The Nineteenth Century (Das neunzehnte
Jahrhundert)" erschienen, welcher Dr. Carpenter
neuerdings falscher Citate überführt und dem Publikum
nachweist, dass er auch jetzt kaum mehr von der Natur
derjenigen psychologischen Phänomene versteht, über die
er meist so fliessend zu applaudirenden Zuhörern spricht,
welche ebenfalls aus Unwissenden bestehen und seiner
Autorität Glauben schenken. Seine letzte Vorlesung über
Mesmerismus und Spiritualismus hielt er zu Finsbury Chapel.
Er ist ein grosser Physiolog, aber kein Psycholog. Alle
seine Behauptungen lauien auf folgende Schlussfolgerungen
hinaus: — Es hat viele epidemische Täuschungen gegeben:
— Manche Spiritualisten beobachten weder genau, noch
schliessen sie richtig: — Polglich ist der ganze Spiritualismus
ohne Grund: — Folglich ist der Spiritualismus eine
neue epidemische Täuschung.
b) Mrs. Emma Hardinge-Britten, die viel gefeierte spiritualis-
tische Sprecherin und amerikanische Schriftstellerin, hat Ende
Juni England auf einige Wochen besucht und ist trotz der
Sommer-Saison sowohl in London, wie in Manchester, Liverpool
und Schottland aufs ehrenvollste empfangen und be-
grüsst worden. An allen Orten hat sie Ansprachen an ihre
zahlreich versammelten Gesinnungsgenossen gehalten und er-
muthigende Abschiedsadressen zurückgelassen. In Bezug
auf die von ihr bemerkte niedergedrückte Stimmung, welche
aus dem unedlen und bösartigen Geiste der jüngsten Verfolgung
des Spiritualismus in England hervorgegangen ist,
sagt sie in ihrem Abschiedsschreiben an Mr. Bums, den
Herausgeber des „Medium u. Daybreak": — „Gestatten Sie
mir zu sagen, dass eine Erfahrung von einer beinahe zwanzigjährigen
Missionsthätigkeit im Spiritualismus mich überzeugt
hat, dass unsere schätzbarsten Mittel des Wachsthums, der
Entfaltung und Reinigung weit eher durch unsere scheinbaren
Fehler, als durch unsere anerkannten Erfolge entwickelt
worden sind. Wir sind nur allzu geneigt gewesen,
den Spiritualismus nach seiner menschlichen Seite zu be-
urtheilen, und sehen uns jetzt durch die allweise Vorsehung
dahin geleitet, seine Geheimnisse noch besser zu ergründen
und seine grossen Möglichkeiten weit mehr nach seinen
eigenen Offenbarungen, als nach den menschlichen Fehlern
und Schwachheiten, welche die nothwendigen Kanäle seiner
Beweise sind, zu beurtheilen."
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