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G. Wiese: Was ich mit eigenen Medien in Wiesbaden erlebte. 443
d, h. mit andern Worten, eine Hand frei machen konnte,
ohne dass es sofort von seinem Nachbar bemerkt worden
wäre.
Die Geisterhand zog mit vieler Anstrengung einen
massiven goldenen Siegelring von der Hand des Herrn
v. K.j warf denselben auf dem Tisch umher, klopfte mich
damit auf die Pinger und steckte ihm denselben darauf
wieder an.
Die Frage des betreffenden Herrn, ob der Geist seinen
ßing mit dem Kopf des Wappens nach oben oder nach unten
an seinen Finger gesteckt habe, ward mit „nach unten44 beantwortet
, was sich bei Licht als richtig herausstellte. Nachdem
wir wiedei durch Vereinigung der Hände eine geschlossene
Kette gebildet hatten, kam die niysterisöse zarte Hand
wieder, berührte uns an Stirn, Wange und Händen, ergriff
die Hand von Fräulein S. und zog sie von ihrem Stuhl in
die Höhe, während sie ihre Hand mit der ihres Nachbars
verbunden hielt. Gleich darauf ward ich ebenso in die
Höhe gezogen, aber nur am mittleren Finger der rechteu
Hand, indem zwei Finger der zarten Geisterhand denselben
einhakten und hinauf zogen. Später, als die Damen Bemerkungen
über die Schärfe der Nägel an der Geisterhand
ausgetauscht hatten, kam die Hand wieder und drückte mit
dem Nagel eines ihrer Finger so stark und so lange Zeit
auf den mittleren Knöchel meiner, im Contact mit den
andern Händen, auf dem Tische ruhenden Hand, dass ich
vor Schmerz ringend den Geist um Nachlass zu bitten
mich genöthigt sah, worauf die Hand mich verliess und
auf den Händen von Herrn 0. und meiner Nachbarin zur
rechten denselben nachdrücklichen Beweis der Schärfe ihrer
Nägel zurückliess, von denen die deutlichsten Eindrücke
noch bis mindestens eine halbe Stunde nachher sichtbar
.waren.
Der eigentümliche erfrischende kühle Wind, welcher
gewöhnlich dem Fühlbarwerden der Geisterband (welche
an sich nur selten kühl ist und meist die normale Wärme
einer lebenden Menschenhand an sich hat) vorausgeht,
machte sich auch hier wiederholt bemerkbar.
Wieder kam die Hand zu Frl. S. und machte sich an
ihrem Ring zu schaffen, augenscheinlich bemüht, ihr denselben
vom Finger zu ziehen. Als sie denselben endlich
losgebracht hatte, fragte Frl. S.: —
Fr.: „Was willst du denn mit meinem Ring; du wirst
ihn doch nicht fortnehmeii?44
Antw.: „Ja<* (durch dreimaliges starkes Klopfen auf
dem Tisch).
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