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Hoffmann: Ree. üb. Rosenkranz' „Der deutsche Materialism. etc." 459
hervorgegangen sind, so wäre es nicht überflüssig gewesen,
HegeVs Aeusserungen über den Materialismus vorzuführen
und die Stellung des linken Flügels der Schule zum Materialismus
zu charakterisiren. Diess um so mehr, als bis heute
mehrere namhafte Linkshegelianer, z. B. Kuno Fischer,
Michelet, Rüge den Saltomortale in den Materialismus dem
L. Feuerbach und D. Fr. Slrauss nicht nachgemacht haben,
sondern entschiedene Gegner des Materialismus sind. Und
doch müssen in der //ersehen Philosophie^Momente liegen,
welche den Umschlag des Idealismus in den Materialismus
ermöglichten und nahe legten. Rosenkranz kann nicht läugnen,
dass aus ihr die Polemik gegen die Unsterblichkeit des
menschlichen Geistes hervorging, und nur das ist falsch, dass
diese Polemik zuerst von ihr ausgegangen sei. Denn der
linke JFlügel der Schetling'schon Schule, Oken voran, dann
ßlasche und ändere hatten ihr stark vorgearbeitet, wie denn
Rosenkranz selber (S. 232) bemerkt, dass Michelet Masche'$
bedanken in die Hegel'sche Philosophie „eingearbeitet44 habe
Dabei ist nur zu erinnern, dass diess nur eine Zustimmung,
kein Einarbeiten war, denn Michelet fand die Läugnung
der Unsterblichkeit in der Hegefschen Philosophie schon vor,
worüber sich gar nicht zu verwundern ist, weil die HegeVsche
Philosophie nur die in abstrakte Formen übersetzte Sehet-
Unffsehe Identitätsphilosophie war. Leugneten nun Schelling
und Hegel die Persönlichkeit Gottes und die Unsterblichkeit
des menschlichen Geistes, womit die Freiheit des Willens
gleichfalls untergehen musste, und fragten sich ihre Jünger
nun, was denn da vom Idealismus noch übrig bliebe, so
begreift sich, dass einem Theil derselben ein Licht darüber
aufging, dass sie nur noch einen Schein Idealismus in Händen
hatten und, dem Hort alles wahren Idealismus, dem Theismus,
durch die hochfahrenden Redensartfu der angebeteten
,.Halbgötter", Schelling und Hegel, entfremdet und trotzig
abgewandt, stürzte sich zuerst der Hegeliner Ludwig Fenerbach
mit Ungestüm in den Materialismus und gab damit das
Signal zum Hervorbrechen einer Sündfluth mateilalistischer
Schriften in einem Umfang, wie er kaum im vorigen Jahrhundert
in Prankreich, einige Jahrzehnte vor der menschen-
schlächterischen grossen Revolution, hervorgetreten war.
Es würde nun hier nicht am Orte sein, die von Rosenkranz
in Nr. I verzeichnete materialistische Literatur anzugeben
. Man mag sie in der Abhandlung selber nachsähen.
Aber von den eingestreuten kritischen Bemerkungen gegen
den Materialismus können wir nicht ebenso Umgang nehmen.
So äussert R. bei Gelegenheit der Erwähnung, dass durch
Feuerbach, Moleschott und Andere der Stoffwechsel für einige
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