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Hoflfmann: Ree. üb. Rosenkranz* „Der Deutsche Materialism. etc." 461
wusstsein nicht zu erklären, aus dem Bewusstlosen nicht das
Bewusstsein. Die Wahrheit des Zweckbegriffs erweist sich
in allem Organischen.
R. berührt auch die Darwinsche Abstammungslehre mit
treffenden kritischen Bemerkungen und hebt allerdings mit
Recht hervor, dass schon IL Baumgärtner in Freiburg eine
jedenfalls geistreichere Abstammungslehre vor Darwin aufstellte
, indem er die Zellentheorie als Princip einer contui-
nirlichen Evolution des Thierreichs anzuwenden versuchte.
Diese Keimtheorie, welche seitdem von Mehreren iu verschiedenen
Modifikationen vorgetragen wurde, ist wenigstens
eine mögliche Hypothese, (die schon Baader *) bekannt war),
aber bis jetzt doch nichts weiter als Hypothese.
In TL hebt R. vo> Allem die Streitschrift C. Ph. Fischers:
,,Die Unwahrheit des Sensualismus und Materialismus" (1853)
hervor, welcher ein gegen Erdmann gerichteter Nachtrag
(3854) folgte. Ausser Erdmann bekämpften Hinrichs und
Schaller den Materialismus vom Standpunkt der rechten
Seite der HegeVsehen Philosophie. Schleiden fand diese
Widerlegungsversuche nicht genügend und bestritt sie mit
den Waffen der Friesischen Philosophie, gerieth aber auch
mit Fechner in Streit, der die Teleologie gegen ihn mit
tiefgedachten Gründen vertheidigte. R. erklärt seine Ausführungen
für das Beste, was in der ganzen in Rede
stehenden Epoche darüber gesagt worden sei. Die Polemik
Schleidens gegen Schelling, Hegel, JYees v. Esenbeck u. Virchow
berührt R. nur flüchtig.
Zur Kennzeichnung der Stellung der Herbarischen
Philosophie hebt Rosenkranz nur die Religionsphilosophie
Tautet hervor, die sich stark gegen den Materialismus ausspricht
. Allein Taute kann die Herbari sehe Philosophie nicht
gut repräsentiren, da er unseres Wissens von der Herbart'sehen
Schule abgelehnt wird, zwar gewiss nicht in Allem und auch
nicht bezüglich seines Antimaterialismus, aber doch seiner
Wunderlehren und damit Zusammenhängendem,
Drossbach erscheint /?. als eine populäre Ausschwankung
der Herbarfsehen Philosophie, sie ist aber wohl eher eine ins
Ungeheuerliche ausschweifende Umbildung der Leibniz'ischen
Monadologie. Von Schopenhauer hebt R. hervor, dass er trotz
seines seltsamen und verkehrten Stolzes darauf, in der Geschichte
der Philosophie einst als Derjenige genannt zu
werden, der dem blinden Willen die primitive, dem Erkennen
erst die secundäre Rolle angewiesen habe, dennoch die
Materialisten verächtlich behandle und kein Schimpfwort der
*) Werke XIX, 175.
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