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G. Wiese: Was ich mit eigenen Medien in Wiesbaden erlebte. 489
Welchen Einfluss die "Witterung auf die Phänomene hat,
ist deutlich aus der Botschaft folgenden Inhalts von unsrer
26. Sitzung zu ersehen:
„Es ist heute viel zu feucht, ich kann heut gar nichts
thun, versucht es also heute nicht. E ..
Nach obigem Bescheid blieb uns nichts übrig, als die
Sitzung aufzuheben. Nach längerer Unterbrechung hatte
ich mit dem Medium am 28. Aug. 1877 wieder allein eine
Sitzung, welche mir als Abschluss meines Berichtes dienen
soll. Vor der Sitzung überraschte mich mein Ereund mit
der Mittheilung, dass, während er in trüber Stimmung auf
seinem Zimmer gesessen und einen Brief geschrieben, plötzlich
auf der, einige Schritte von ihm entfernt auf dem Boden
liegenden Zither, die Melodie des Liedes: „Grute Nacht, du
mein herziges Kind*' klar und deutlich ertönt sei, und zwar
im Dreiklang.*) Er versicherte mir, dass er nicht nur die
Melodie von Anfang bis zu Ende klar und rein spielen gehört
, sondern auch gesehen hätte, wie die einzelnen Saiten
vibrirten — ohne dass eine menschliche Hand, oder sonst
etwas Sichtbares sie berührten.
Hierauf hielten wir Abends eine Sitzung und erhielten
auf die Erage, ob der Geist jene Töne hervorgebracht habe,
und ob er sie jetzt wieder hervorbringen könnte, folgende
Antworten:
„Ich kann nur spielen, wenn 0 . . allein ist. Ich wollte
„ihn nur etwas beruhigen, indem ich ihm das Lied spielte,
„denn // . . . hat das Lied bis jetzt noch nicht wieder
„gesungen."
Erage: wie heisst du?
Antwort: „Ich heisse Eugenie und kann nur dann spielen,
wenn ich 0 . . . unglücklich sehe."
Meinem Freunde war bei den unerklärlichen Tönen
schliesslich so unheimlich geworden, dass er aufgesprungen
war und sein Zimmer eine Zeit lang verlassen hatte.
Weitere Mittheilungen mir für eine spätere Zeit vorbehaltend
, empfehle ich mich Ihnen
mit aller Hochachtung
Gustav Wiese,
7 Leberberg, Wiesbaden.
*) Mein Freund kann die Melodie selbst nicht spielen.
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