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Mr. Slade in Berlin und Leipzig. Von Gr. C. Wittig. 495
woraus ich nur augenblicklich entnehme, dass ein Priester
das Mädchen in ein Complott verwickelte, in welchem das
Schicksal der Anna Boleyne und ihr Untergang verflochten
war, und zwar scheint die mediumistische Begabung aufs
Scheusslichste mit offnem Betrug seitens des bethörten
Mädchens vorzuliegen. Die ganze Bande, etwa 6—8, wurden
am selben Tage hingerichtet. Da diese Esther Barton nun
mehrmal materialisirt mir erschienen und ihre Gegenwart
häufig sich kund gab, so fragte ich nach Kückkehr von
London, wie das Versehen mit dem Vornamen sich erkläre?
Durch Klopfen erhielt ich: „Meine Mutter wollte mich
Elisabeth, der Vater Esther taufen lassen, und die Mutter
setzte ihren Willen durch, allein Vater nannte mich immer
Esther." — Der Eindruck dieses einzigen, so ohne alle Verbindung
eingetretenen Intermezzo ist mir noch immer eigen-
thümlich, und ich hoffe sogar noch mehr aus derselben
Quelle zu erfahren, da diese Barton sich der Geistergruppe
permanent angeschlossen hat.
(Fortsetzung und Sehluss folgen.)
Mr. Slade in Berlin und Leipzig.
Von
Gr. C. Wittig.
Im speziellen Auftrage des Herausgebers dieses Journals
verfügte sich der Unterzeichnete am 3. November er.
Nachts nach Berlin, um dort am anderen Tage, Sonntags,
sofort eine seance bei Mr. Slade im Hotel Kronprinz, Lui-
senstrasse, nachzusuchen und in Folge vorher genommener
eigener Ueberzeugung durch Inaugenscheinnahme der merkwürdigen
Manifestationen desselben einige hervorragende
Männer von Ansehen und Wissenschaft zu einer Prüfung
der Phänomene besonders einzuladen.
In Begleitung eines mir als Ehrenmann bekannten
Herrn, Directors Z., welcher früher Jahre lang in Amerika
gewesen und von seine Familie betreffenden merkwürdigen
Manifestationen überzeugt worden war, sowie seiner Frau
Gemahlin, welche sich skeptischer verhielt, stellten wir uns
Sonntag den 4. November 1877 Vormittags 11 Uhr Mr.
Slade, dem so viel besprochenen amerikanischen Medium,
vor. Er war ein schlanker schöner Mann, mit langem blonden
Schnurrbart, braunen Augen, eher einem amerikanischen
Obersten als einem Greisterbeschwörer ähnlich. Mit weit-
männischer Höflichkeit gewährte er unsere Bitte, nur um
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