Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
4. Jahrgang.1877
Seite: 517
(PDF, 155 MB)
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Hoffmann: Kec* üb. Eosenkranz' „Der deutsche Materialism. etc." 517

als ob nichts geschehen wäre, weil jene Einflüsse nicht mit
vollem Ernst, oft mit gar keinem, abgewiesen werden. Eine
gründliche Logik, ernstlich erwogen und festgehalten, könnte
allein schon vor allem theoretischen Materialismus bewahren.*)
Einer gründlichen Logik bliebe überall gewiss, dass der
Materialismus falsch ist und absolut unfähig, wissenschaftliche
Einsicht in das Wesen der Dinge zu gewähren, schon weil
er im Widerspruch wurzelt, über den Widerspruch nicht
hinaus kommt und zur Aufhebung des Unterschieds von
Wahr und Falsch unausweichlich hingedrängt wird, sich
also selber aufhebt.

Soviel bis heute bekannt ist, tauchte der Materialismus
zuerst bei den alten Indern auf, denselben Indern, welche
vorher im phantastisch ausschweifendsten Idealismus geschwelgt
hatten. Ganz ähnlich wie bei den Deutschen der
Idealismus in verschiedenen Nuancirungen in Kant, Fichte,
SchelHng und Hegel dem Hereinbrechen des Materialismus
vorausgegangen war. Der Umschlag vollzog sich bei den
Indern in ganz ähnlicher Weise wie bei den Deutschen, und
wenn bei den Deutschen die Einwirkungen der christlichen
Weltanschauung nicht unvertilgbar wären, so würde Deutschland
durch das Wechselfieber des Idealismus und des
Materialismus der analogen Zerrüttung unterliegen, wie
Indien ihr unterlegen ist. Man schaue nur recht tief in die
Geschichte der indischen Philosophie hinein, und man wird
mutatis mutandis mit Staunen und Schrecken erkennen,
welchem Abgrund Deutschland entgegengehen würde, wenn
es na cli dem Vorgange Baader'$ nicht hochbegabten Forschern
gelingen wird, aus den Wurzeln der deutschen geistigen
Bildungsgeschichte heraus eine tiefe Philosophie zu gestalten,
welche über die fieberhafte Oscillation zwischen Idealismus
und Materialismus hinausheben kann. Diesem Ziele zu hat
auch Bosenkranz, wiewohl von Hegel her noch zu einseitig
spiritualistisch, in seiner Kritik des Materialismus mehrere
bedeutsame Schritte gethan und zum Schluss, recht zur
Bestätigung der oben angedeuteten Gefahren, die unverholenen
nihilistischen Consequenzen des Materialismus aus
dem „Auszug aus dem Tagebuch eines Materialisten" (R.
Schurichts) auf das Deutlichste und Schaudervollste illustrirt.

Die seit der besprochenen Abhandlung von Bosenkranz
erwachsene materialistische und antimaterialistische Literatur
werden wir wohl demnächst aus dem zweiten Bande der
zweiten erweiterten Auflage der Geschichte des Materialismus
von Fr. A. Lange kennen lernen.

*) Vergleiche dasErkenntnissprincin von Hermann Ilgen. Salzungen,
Seheermesser, 1868*


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