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Was die Grazer Tagespost von uns weiss.
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heisst es da, und nennt ihn einen Gallimathias, d. h. etwas
ganz Unverständliches. Es ist der Seite 39 aufgenommene.
Bach ironischer Mittheilung seines Inhalts sagt sie: „In
diesem bestrickend stilisirten Aufsatze machen wir also die
Bekanntschaft eines pfeifenden Geistes mit einem entstellten
kleinen Finger." Sonach hätte sie von Allem doch das
Pfeifen des Geistes begriffen?! — Schliesslich theilt sie
ihren Lesern kurz mit, wie Herr G. F. Wiese in Wiesbaden
Spiritualist wurde — und nennt die Secte der Spiritualisten
nur eine neue Form einer alten Geisteskrankheit. „Welcher
Aberwitz wurde seit der Existenz von Menschen nicht geglaubt
! Wie viel Menschenblut ist nicht für die Heiligkeit
von Hypothesen der Phantasie geflossen! Mensch sein
heisst irren; seien wir desshalb duldsam gegen den russischen
wirklichen Staatsrath Alexander Aksakow, den Propheten
einer Sache, an deren Heiligkeit er ebenfalls fest
glaubt." — Ja, verehrte Redaction der Grazer Tagespost,
Ihr Irren ist auch gegenüber dem Spiritismus und den
modernen Geistersehern so menschlich, dass wir dasselbe
gelassen hier einregistriren wollen zur allgemeinen Erbauung
unserer darüber sich weniger irrenden Leser.
Aber Eins liegt uns doch auf dem Herzen, ehe wir
von der spiritistischen Hiobspost der Grazer Tagespost
scheiden, ein Wort auf ihre wohlwollende Mahnung, dass,
weil wir die gerufenen armen Geister zu materialisiren suchen,
wir deshalb mit dem Materialismus eigentlich guten Frieden
halten sollten. „Denn ohne Materie könnten die Geister
nicht offenbar werden. Im Grunde genommen sind die
Geister doch nur Leibeigene der Materie; ohne diese keine
Geisterei." Dem stimmen wir cum grano salis zum Theil
bei, aber mit Unterschied. Die Materie des Schlammes
ist offenbar eine ganz andere als die des Dampfes, und
diese unterscheidet sich wieder von der des Lichtes und
der Electrizität. Warum sollte sich nicht auch die Materie
des Geistes von allen diesen unterscheiden können? Bereits
im Jahre 1873 ist von uns über die Frage der Materialität
des Geistes in Davis' „Der Arzt" (Leipzig. 0. Mutze)
Seite CLIV ff., besonders CLX ff. Eingehenderes gesagt
worden, was vielleicht die geehrte Redaction der Tagespost
noch einmal später berücksichtigen wird, da ihre oben erklärte
Duldsamkeit gegen uns diese Rücksicht- und Kennt-
nissnahme wohl voraussetzen lässt, ehe sie weitere gütige
Rathschläge ertheilt.
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