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530 Psychische Studien. . IV. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1877 ♦)
ehrliches Zeugniss für die Wahrheit ab.....Aber wie,
in Berlin, im Centrum der deutschen Aufklärung,
bestätigt man die Wahrheit der mediumistischen Phänomene
?! Welcher Skandal! Man muss beweisen, dass
alles das nur Humbug ist, man muss den Oharlatan entlarven
!! Und siehe da! wie Hermann, der Zauberkünstler,
und Böttcher, der Physiker, und Herr Etcho der Schriftsteller
, sich mit einander vereinigen, um zu erklären, wie
alle diese Phänomene mit den Händen und den Füssen
Mr. Stade's hervorgebracht werden. Und das ist sehr leicht:
man braucht nur die Thatsachen umzukehren, eine
Muthmaassung an Stelle eines Beweises zu setzen, und die
Erklärung ist fertig. Glücklicherweise hat Herr Wittig diese
Thatsachen mit seinen eigenen Augen gesehen, er hat der
Sitzung des Herrn Elcho beigewohnt — und er sieht, dass
die pompöse Entlarvung keine solche ist, denn sie
stimmt durchaus nicht mit den beobachteten Thatsachen
überein! Es ist leicht zu behaupten: Mr. Stade macht die
Klopttaute mit der Schuhspitze, er hebt den Tisch mit dem
Knie empor, er schreibt mit der Hand, er vertauscht die
Schiefertafeln u. s. w. Die Sache ist, zu beweisen, dass das
wirklich so geschieht, und Tausende von Personen haben
es genau gesehen, dass im Gegentheile die Füsse und die
Hände des Herrn Stade rein nichts mit der Hervorbringung
dieser Phänomene zu thun haben!
Die Entrüstung des Herrn Wittig darüber war eine so
grosse, dass er voll Eifers für die Vertheidigung einer ihm
heiligen Sache mit einer fabelhaften Geschwindigkeit seinen
„Appell an die exacten Gelehrten Deutschlands behufs
endlicher gründlicher Entscheidung der Frage: Ist Mr.
Stadens Mddiumschaft echt, oder ist sie unecht?"
erscheinen lässt!
Welche Naivetät! Die Gelehrten haben schon ä priori
entschieden, dass alle Mediumschaft unecht sei, ergo ist
Stade's Mediumsehaft auch unecht! Dieser Appell wird
„eine ir der Wüste verhallende Stimme" sein!
Ich begreife nur zu gut die Aufregung meines geehrten
Mitarbeiters. Es ist das erste Mal, dass er sich im Feuer
einer spiritistischen Bataille befindet! Er hat noch keine
Idee von den Ausbrüchen des Hasses und der Lüge, welche
das einfache Ansehen einer mediumistischen Thatsache in
den Herzen der Menschen hervorruft. Die der Wahrheit
angethane Ungerechtigkeit lässt ihn vor Unwillen erzittern,
und im Uebermaasse seiner Verstörung geht er, Gerechtigkeit
und Hülfe bei den Gelehrten zu suchen! Ach! seine Enttäuschung
wird sehr gross, und seine Hoffnungen werden
mk
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