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532 Psychische Studien. IV. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1877.)
werde durch das Verfahren, welches man gegen ihn anwendet
. Darin liegt einfach der Grund, weshalb sogenannte
entscheidende Prüfungs-Seancen selten gelingen: das Medium
ist aufgeregt durch die Spannung, durch den Wunsch nach
Erfolg, durch die Bedeutung des Resultates — und nach
einem wohlbekannten psychischen Reflex kommt das Phänomen
nicht zu Stande. Und das Alles geschieht sogar oft,
wenn man von Seiten der Beobachter die redlichsten
Absichten voraussetzt .....
Man wird mir vielleicht einwenden, da.ss meine Worte
nicht mit meinen Thaten übereinstimmen, da dieser selbe
Slade von mir eingeladen worden ist für eine wissenschaftliche
Prüfung vor einer Commission. Das ist ein Irrthum.
Unser wissenschaftliches Comite in Petersburg existirt nicht
mehr. Ueberzeugt von dem Mangel seiner Gewissenhaftigkeit
, habe ich mit ihm gebrochen, und für sich allein kann
das Comite nichts thun. Mr. Slade kommt einzig und allein
hierher für das russische Publikum, welches, wie ich hoffe,
einen besseren Nutzen daraus ziehen wird, als die Gelehrten.
Aber das Eine weiss ich mir bei Herrn Wittig nicht su
entschuldigen — und das ist das Hauptmotiv, welches mich
zum Niederschreiben dieser Zeilen getrieben hat, — nämlich
den Schluss, zu dem er gelangt: —
„Wenn unsere als im sinnlichen Beobachten gewiss
mit Recht als exact und zuverlässig gerühmten Koryphäen
der Wissenschaft und Naturforschung, unter der gehörigen
zarten Rücksicht auf den körperlichen wie geistigen Zustand
des ihnen sich darbietenden Mediums, mit den bereits von
mir vorgeschlagenen selbsteigenen Prüfungsbedingungen
während dieser 5 seancen, deren Zeitbestimmung ihm selbst
überlassen bleiben möge, nichts von Mr. Slade's bisher geübter
angeblicher Geisteskraft und Klopf- wie Schreibmediumschaft
erleben und entdecken sollten, dann erst
will ich mich unter ihren Urtheilsspruch beugen, dass dieses
Medium seine vorgebliche Echtheit nicht weiter aufrecht
erhalten könne! Und Millionen werden diese Ueberzeu-
gung dann aus zuverlässigen Gründen mit mir thcilen."
(S. „Die Kehrseite etc. S. 16.)
Ja, Millionen werden dann dieser Ueberzeugung sein,
weil der Schein auf ihrer Seite sein wird; aber die Logik
des grossen Haufens ist nicht die Logik des Philosophen;
für ihn wird das im Gegentheil kein zuverlässiger Grund
sein, um einen solchen Schluss zu ziehen; für ihn können
Hunderte von negativen Resultaten ein einziges positives
Resultat nicht umstossen und keineswegs die Unmöglichkeit
der Wiederholung dieses Resultates unter neuen Be-
jt
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