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Einige Worte des Herausgebers über den Appell des Hrn. Wittig. 533
dingungen beweisen. Gross ist meine Verwirrung gewesen,
Herrn Wütig bei dieser Gelegenheit, — in welcher seine
Spezial-Kenntnisse des in Rede stehenden Gegenstandes
ihn vor Allen unterstützen und aufklären konnten, — sieh
dem Raisonnement der Menge anschliessen zu sehen!
Wie, wenn nichts Mediumistisches während der 5 Sitzungen
Mr. Stades mit der ernannten Commission stattfindet, *
so wird das nach Herrn Wittig ein hinreichender Beweis sein,
dass die Mediumität Stade's unecht sei?! Seihst wenn Herr
Wittig niemals einen Slade gesehen hatte, so würde schon
ein solches Eaisonnement von seiner Seite h priori unverzeihlich
sein; aber nachdem er Slade gesehen, nach Allem,
was er über die Phänomene geschrieben hat, deren Zeuge
er gewesen ist und deren Einzelheiten keinen Raum für
den geringsten Zweifel zulassen.....hat mich seine Bereitwilligkeit
, das Zeugniss seiner eigenen Vernunft, seiner
eigenen Sinne zu verleugnen und sich einem Urteilsspruche
der ersten besten Gelehrten zu unterwerfen, welche ihm
bald erklären werden, dass er das Opfer einer Hallucination
oder eines Kunststücks gewesen ist, — in ein solches Erstaunen
versetzt, dass ich nicht Worte genug finde, um es
auszudrücken!! Ich kann mir ein solches Zugeständnis«
von seiner Seite nur durch einen in der Hast und Aufregung
des Augenblickes begangenen Urtheils-Irrthum
erklären, und ich erlaube mir zu hoffen, dass, sobald Herr
Wittig Kenntniss von diesen Zeilen genommen hat, er nicht
zögern wird, seine Worte zurückzuziehen.....*)
Wie dem auch sei, da die Ansicht des Herrn Wittig,
welcher der Redaction meines Journals attachirt ist, als eine
mehr oder weniger mit der mehligen solidarisch verknüpfte
betrachtet werden könnte, so habe ich mich gezwungen gesehen
, sofort gegen dieselbe zu protestiren. Die Geschichte
hat uns genug gezeigt und ich selbst habe genug gesehen,
wie die Herren Gelehrten sich beim offiziellen Werke einer
mediumistischen Untersuchung verhalten, und Gott bewahre
*) Durch die obigen Voraussetzungen des hochgeehrten Herrn
Herausgeber» muss ich mich zu meinem tiefsten Bedauern sowohl in
dem Sinn als in der Tendenz meiner Brochüre als irrthümlich aufge-
fasst erachten. Ich behalte mir meine Erwiderung darauf für das
nächste Januar-Heft des neuen V. Jahrgangs 1878 vor, worin ich nachweisen
zu können glaube, dass ich keines meiner Worte zurückzuziehen
haben dürfte. Die Entfernung des Heirn Herausgebers vom Schauplatze
der Entwicklung der Stade-Affaire in Berlin und Leipzig lässt
ihn die Dinge in einer ganz anderen Luftspiegelung erblicken, als sie
wirklich sind. Ich erhoffe mir ein rasches gegenseitiges Verständniss.
Passeibe ist inzwischen persönlich bereits eingetreten und hat sich
nur noch vor unseren hierdurch in Mitleidenschaft gezogenen Lesern
zu vollziehen. — Gr. €• Wittig.
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