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536 Psychische Studien. IV. Jahrg. 12. Heft* (Dezember 1877,)
Auch Mr. Leslie Stephens, welcher von unserem „Herumwaten
im Schlamme des Spiritualismus" schwatzt, und Mr.
Frederic Harrison, welcher einige unserer englischen Männer
der Wissenschaft „des Knieens vor den Kunststücken eines
Yankee-Beschwörers" beschuldigt, werden in wenig Jahren
schon durch das Gewicht der Thatsachen gezwungen sein,
Hintersitze im Tempel d^r Wissenschaft einzunehmen und
einen ganz andern Ton in Bezug auf unsere beweisbaren
Phänomene anzustimmen.
Alles dieses ist nur eine Einleitung zu dem, was ich Ihnen
von Mr. Charles E. Watkins, einem Medium aus Cleveland
im Staate Ohio, zu berichten habe. Am Dienstag den
18. September 1877 kaufte ich eine neue Schiefertafel,
welche durch Pappendeckel geschützt war, und ging nach
Nr. 46 Beach-street, Boston, zog die Klingel und fragte
nach Mr. Watkins. Ich wurde eine Treppe hoch in ein
schmales Empfangszimmer geführt, wo Mr. Longley, sein
Geschäftsführer, mir sagte, dass er {Watkins) eben von einer
Sitzung in Anspruch genommen sei, aber bald für mich
frei sein würde. In etwa drei Minuten trat ein junger Mann
herein, welcher den Rest einer Cigarre ranchtej erhitzt aussah
und in schlechter Laune m sein schien.
In einem nebensächlichen txnd nicht sehr ehrerbietigen
Tone hiess er mich, ihm die Treppe hinauf zu folgen. Ich
hatte ihn niemals zuvor gesehen und erfuhr auch bald, dass
er mich niemals gesehen hatte. Er nahm mich in ein sehr
bescheidenes Schlafzimmer, welches zwei Fenster nach der
Bachstrasse hinaus hatte, dessen hauptsächlichstes Meuble-
ment aus einem Bett, einem kleinen Tisch, einem Waschtischchen
und zwei Stühlen bestand. Eine junge, mädchenhaft
aussehende Frauengestalt mit wegen ihres Ausdrucks
fast kindlicher Arglosigkeit und Unschuld merkwürdigen
Gesichtszügen wurde mir als Mrs. Watkim vorgestellt. Meine
ersten günstigen Eindrücke von ihr wurden durch folgende
Forschungen vollkommen bestätigt Nach einem höflichen
Grusse verHess sie da*s Zimmer und Mr. Watkins blieb mit
mir allein. Die Mittagsonne strömte herein. Es war halb
12 Uhr Nachmittags an einem unserer klaren, hellen
Septembertage.
Mr. Watkins schien noch immer erhitzt und aufgeregt.
Er schritt einen Augenblick unwillig durch das Zimmer,
und als ich ihn fragte, ob ich die neue Schiefertafel, die
ich mitgebracht hätte, benutzen könnte, versetzte er nicht
in dem versöhnlichsten Tone: —
„Wenn Sie mir einen Dollar extra dafür geben wollen,
so können Sie selbige benutzen. Es erfordert mehr An-
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