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562 Psychische Studien. IV. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1877.)
Pantheisten, Materialisten, Evolutionisten, Buddhisten, Mu-
hamedaner, Fetisch isten und Christen aller Bekenntnisse in
ihrem Sehoosso; sie kennt keinen Unterschied der Nation
und der Race. Mit einem Worte: der moderne Spiritualismus
ist universell, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil er
einem menschlichen Bedürfnisse, so alt wie die Menschheit
selbst, genügt, indem er den Glauber an eine Welt der
Geister und an die Möglichkeit des menschlichen Verkehrs
mit dieser nicht nur neu belebt, sondern zum Wissen erweitert
, und die Möglichkeit zur Gewissheit erhoben hat.
Dieser Glaube war zu keiner Zeit und in keiner Nation
jemals ganz erloschen, aber, nachdem sich die moderne
Wissenschaft die Aufgabe gestellt hatte, die Materie zur
Allmacht zu erheben und dadurch zu dem Extreme des
„Nihilismus" zu gelangen, trat, wie schon erwähnt, als
nothwendige Reaction dagegen der moderne Spiritualismus
in's Leben und hielt, gerade zum rechten Zeitpunkt kommend,
seinen siegreichen Umzug durch die Welt.
5) Eine andere Prüfung seiner Lebensfähigkeit hat der
moderne Spiritualismus in dem Ueberstehen wiederholter
gefährlicher Krisen in seinem eigenen Schoosse bestanden.
Er hat nicht nur den vereinigten Anfechtungen und Verfolgungen
der Kirche und der Wissenschaft Widerstand
geleistet, sondern wiederholte Reinigungsprocesse seiner eigenen
Elemente durchgemacht. Obwohl er schon hundert Mal
von Aussen und Innen „vernichtet" worden ist, ist er aus
allen Kämpfen, auch den schwersten mit sich selbst, mit
stets erneuter Kraft hervorgegangen und hat damit den
besten Beweis abgelegt, dass er in sich selbst die Fähigkeit
der Reinigung und Erneuerung besitzt, welche der Wahrheit,
und der Wahrheit allein, innewohnt.
6) Alles was der Spiritualismus jetzt von seinen Gegnern
verlangt, ist — Gerechtigkeit. Diess ist an und für sich
wenig genug, scheint aber doch namentlich für seine wissenschaftlichen
Bekämpfer noch zu viel. Diesen gegenüber ist
vor Allem geltend zu machen, dass der Spiritualismus nicht
aul dem lockeren Boden der Theorie und Speculation ruht,
sondern auf der festen Unterlage der Thatsache und des
Experimentes steht, und dass alle diejenigen seiner wahrhaft
wissenschaftlichen Untersucher, die das grosse und weise
Wort Faradaif$ zur Richtschnur genommen haben, dass
jeder gewissenhafte Forscher der Natur das Wort „unmöglich"
aus seinem Wörterbuche streichen müsse, noch ohne Ausnahme
zu überzeugten Anhängern und Vertretern des Spiritualismus
geworden sind. Die a priori Venieiner und das profanum
vulgus der gedankenlosen Spötter wollen wir einfach auf jene
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