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I
36 Psychische Studien. V. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1878.)
Nonne von Dülmen, deren Aussehen er folgender-
maassen schildert: — „Ich erinnere mich, dass eines Vormittags,
etwa im August 1818, meine Eltern mich mitnahmen zu
einem Besuche bei der Wundernonne. In einem dunkeln
engen Gebäude von geistlicher Natur — einem „Agneten-
bergu genannten Klösterchen, denk' ich — und in einer
dürftigen Kammer lag ein wachsbleiches Frauenbild, dessen
Anblick Mitleid einflössen musste, im Bett. Sie zeigte meinen
Eltern die Male an ihren verbundenen Händen und gab in
bescheidener sanfter Weise Auskunft übor ihre Zustände.. . .
Aber so weit ging meines Vaters Gläubigkeit nicht, um
an ein Wunder bei der stigmatisirten Nonne zu glauben;
er hat, obwohl ihm Clemens Brentano mit seiner Schwärmerei
für dieselbe genug zugesetzt, immer den Kopf dabei geschüttelt
und wohl auch achselzuckend sein: 'Sic mundus
militat sub vana gloria* dabei gesummt.4' — Wir können
die volle Leetüre dieser Lebenserinnerungen unseren Lesern
nur empfehlen. Ein Bruder dieses Levin Schücking hat sich
in Amerika nicht wenig mit dem Studium des dortigen
Spiritualismus beschäftigt. Er war 1870 im Departement
of State Washington als Dr. med. Prosper L. Schücking
ansässig und schrieb dort einen in des Mittheilers Händen
befindlichen Brief voll beachtenswerther Bathschläge über
eine kritisch-vorsichtige Einführung des Spiritualismus in
Deutschland.
b) Eine sonderbar e Legende: — In der legendenartigen
Geschichte des Mönches Bacon ist ebenso, wie in
einem alten von Robert Green, einem Dramatiker in den
Tagen der Königin Elizabeth, geschriebenen Stücke berichtet,
dass der vor den König citirte Mönch aufgefordert ward,
etwas von seiner Geschicklichkeit vor ihrer Majestät der
Königin zu zeigen. Hierauf bewegte er seine Hand (seinen
Zauberstab, sagt der Text), und „augenblicklich hörte
man eine so ausgezeichnete Musik, dass Alle sagten, sie
hätten noch niemals dergleichen vernommen." Hierauf
hörte man eine noch viel lautere Musik, und vier Erscheinungen
zeigten sich plötzlich, welche so lange tanzten, bis sie sich
in der Luft auflösten und verschwanden. Alsdann bewegte
er seinen Zaubers fcab abermals, und plötzlich entstand ein
solcher Geruch, „als ob alle reichen Düfte der ganzen Welt
auf die beste Art, welche die Kunst dabei anzuwenden vermag
, präparirt worden wären." Darauf zog Roger Bacon,
welcher einem anwesenden Edelmanne seine Liebste zu zeigen
versprochen hatte, einen Vorhang im königlichen Gemache
zur Seite, und Jedermann im Zimmer erblickte eine Küchenmagd
mit einer Schöpfkelle in der Hand. Der stolze Edel-
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