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Freifrau M. v. Stiebar-Battenheim: Taschenspielerei — oder Kraft? 63
seine Absicht vereiteln kann. Lasst jenen Taschenspielern,
welche die Nachahmung medianimer Experimente durch
ihre Kunst für möglich erklärt haben, genügend Zeit, sich
darin zu üben, beruft sie dann auf einen, vorher der
strengsten Untersuchung unterzogenen Privatschauplatz,
und unterwerft die Künstler den gleichen Maassregeln und
Bedingungen, welche man bei Medien anwendet, um zu verhüten
, durch Gaukelei betrogen zu werden! Erst nach den
Resultaten solcher Versuchelässt sich das Urtheil schöpfen,
auf welcher Seite die Täuschung liegt. So lange Mr. Slach
nicht selbst auf derlei Vergleichs-Zeugnisse dringt, wird die
Schiefertafel nie unangefochten bleiben.*)
*) Unterzeichneter ist und bleibt derselben Ansicht, wie die hochgeehrte
Verfasserin dieses Artikels, und hat diese Ansicht bereits in
seiner im Deceinber 1877 erschienenen Flugschrift: „Die Kehrseite
etc." wenigstens in und für Deutschland gleich von vornherein
zur allgemeinen Geltung zu bringen gewünscht. Eine etwaige Besorgnis
® des Mediums, das sich nach unserer eigenen und Anderer
Beobachtung in Berlin und Leipzig als so ausserordentlich stark und
wirksam erwiesen hat dass unter solchen exaeten Test- oder Prüfungs-
ßedinguugen, wie Professor h'rchow in Berlin und ich selbst in
meiner g< nannten Flugschrift sie in Vorschlag gebracht, die Manifestationen
ausbleiben würden, vermöchte ich nur dann mit ihm zu theilen,
wenn die Prüfenden im Comite voreingenommen, unehrlich und
tyrannisch mit ihm verfahren wollten. Das Alles wäre aber ein
Gegenstand voihöriger genauer gegenseitiger Vereinbarung zwischen
dem Medium und den betreifenden Comite - Forschern. Es steht
notorisch fest, dass dergleichen mediumistische Manifestationen selbst
unter bei weitem martervolleren und dahei leider doch ungenügenden
Prüfungs-Bedingungen bei andeien Medien wirklich stattfanden; also
wäre ein Versuch bei Mr. Stade unter ähnlichen, aber logisch absolut
zwingenden Prüfungsbedinguugen doch wohl nicht ganz aussichtslos.
jSach meinem Vorschlage soll ab-'i* Mr. Stade gar nicht gemartert
und gebunden und durch plötzliche Eingriffe in seine Thatigkeit erschreckt
und in Furcht vor einer Lan/Msler\<ihen ßefcrugsentdeckuug
und Auflieferung an Polizei und Gerichte erschreckt werden, selbst
dann nicht, wenn wirklich der Schein irgend einer künstlichen Nachahmung
sich gegen ihn erheben sollte. Die Prüfenden sollen nur
scharf beobachten, V*r. S/ade aber mit jeder zarten Rücksicht für
seinen körperlichen wie geistigen Zustand behandein (S. 16 meiner
Flugschrift»; am »Schlüsse sollen sie ein Protokoll über ihre Erlebnisse
sel»>st verfassen und uiuei schreiben, alsdann notariell beglaubigen
und veröffentlichen lassen Für diese ihn' n auferlegten Verpflichtungen
sollen sie jedoch das liecht haben, gleichsam als Aequi-
vaient zu verlangen: 1) dasb Mr. Stade auf einer von ihnen gewählten
und vorher gut untersuchtm Schaubühne seine mediumistische Kraft
erproben la^se; 2) dass er sich einer vorherigen gründlichen Untersuchung
seines ganzen Körners von Kopf bis zu Fuss vor wenigstens
drei rrufuugsmitgiiedern des Comite's unterziehe; 3; dass er seinen
am Körper getragenen Anzug ent*ed<*r einer genauen Untersuchung
unterziehen lasse, oder «me andere, schon vorher an das Prüfungsakte
eingesandte, vom Medium zuvor selbst getragene und von
dem Comite vorher durchforschte Kleidung anlege; 4) dass er den
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