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74 Psychische Studien. V. Jahrg. 2. Heft (Februar 1878.)

des mesmerischen Schlafes. - Dr. Carpenfer schreibt darüber
nicht nur als Ton einer zugestandenen Thatsache. sondern als
von einer Thatsache, die von allem Anfange an zugestanden
worden war, die nie die Feuerprobe der Ableugnung, der
Verläumdung, der Schmähungen von Seite der Aerzte und
Physiologen zu bestehen gehabt hätte, welche andere That*
sachen heute noch von <W nemlichen Klasse von Leuten
zu bestehen haben. Und Dr. Carpenfer befand sich doch
unter jenen Verfolgern, und hätte desshalb alles gar gut
wissen sollen. Er musste wissen, dass die grössten chirurgischen
Autoritäten jener Zeit — Sir Benj. Brodie und
Dr. Marshall Hall — mit der ganzen "Wucht ihres Einflusses
dem Mesmerismus entgegentraten, dass sie Patienten des
Betruges beschuldigten, dass sie behaupteten, die Patienten
könnten wohl „von Natur aus unempfindlich gegen Schmerz"
sein, und dass sie die Experimente Dr. Elliofsons und
; Anderer als „fJmnbug und Entweihung des Tempels der
' Wissenschaft" erklärten. Dr. Corpenter müsste auch wissen,
. dass Dr. Marshall Hall physiologisch zu beweisen vorgab,
dass die Patienten Betrüger wären, weil gewisse Beflex-
Bewegungen der Gliedniaassen, die während dei chirurgischen
Operation erfolgen sollten, nicht erfolgt wären. Die medizinischen
Zeitschriften jener Tage waren voll davon, und
man kann eine gute Zusammenstellung der Schmähungen
und Verfolgungen finden in Dr. Elliofsons Werk: „Chirurgische
Operationen ohne Schmerz", London, 4843.*)
Dr. Carpenler sagt uns zwar, dass seine Freunde,
Dr. Noble und Sir John Forbes, im Jahre 1845 die mesmerischen
Thatsachen annahmen und für die "Wirklichkeit
derselben in ihren Schriften eintraten; aber er handelt
nicht als ehrlicher Historiker, wenn er diess als die ganze
Wahrheit ausgiebt, während in der Wirklichkeit der heftigste
Streit, Verläumdung, ja selbst Verfolgung mehrere Jahre
hindurch vor der angegebenen Periode gang und gebe waren.
Grosse physiologische Autoritäten, (wie Dr. Marshall Hall).
befanden sich demnach damals in bedeutendem Irrthum;
und die natürliche Schlussfolge für diejenigen, die die Thatsachen
kennen, ist; dass andere physiologische Autoritäten,
welche jetzt eben so wohlbezeugte Thatsachen leugnen, nicht
unfehlbarer smd, als ihre Vorgänger.

Dr. Carpenfer leugnet hartnäckig, dass es hinlänglich
bewiesen ist, dass ein Magnetiseur persönlichen Einfluss auf
seinen Patienten ausüben kann, unabhängig von dessen

*) Anm. d. amerik. Uebersetzers: Auch m Dr. Esdaüe's Werken.
London 1850 und 1852.