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Wallace: Der Kampf gegen die Orthodoxie in der Naturwissenschaft. 75
Kenntniss und Erwartung, und nieint, dass er starke Beweise
für seine Annahme habe in den Fällen, welche er
anführt und in welchen die Macht des Magnetiseurs geprüft
wurde. Aber er ignorirt die Thatsache, dass Alle, welche
je die höhern Phasen des Mfesmerismus untersucht haben,
wie: Beeinflussung in der Entfernung, Gemeinsamkeit der
Empfindung, Uebertragung der Sinnesthätigkeiten oder eigentliche
Clairvoyance, einstimmig erklären, dass diese Erscheinungen
sehr unsicher sind und grossentheils vom jeweiligen
körperlichen und geistigen Zustande des Patienten abhängen,
der äusserst empfindlich ist gegen Eindrücke auf seinen
Geist, gegen die Anwesenheit von Fremden, Ermüdung und
andere ausserordentliche Umstände.
Misserfolge treten sehr häufig ein, selbst wenn der
Magnetiseur mit dem Patienten allein ist oder nur intime
Freunde gegenwärtig sind; wie kann dann der negative Fall
oder Misserfolg im Beisein von Fremden und Gegnern etwas
beweisen? Dr. Carpenter lenkt die Aufmerksamkeit seiner
Leser auf allerlei Erzählungen, die er durch Hörensagen
kennt und die sieb als übertrieben und ungenau erweisen,
und legt grosses Gewicht auf die „Neigung, Fehlerquellen
zu übersehen und sich von schlauen Betrügern hinter's
Licht führen zu lassen." Das mag wohl manchmal der
Fall sein; allein damit haben wohlbestätigte und sorgfältig
beobachtete Thatsachen nichts zu thun, Thatsachen, mit
denen jeder Forscher auf diesem Felde wohlbekannt ist«
Unser Verfasser aber behauptet, dass solche Thatsachen
nicht existiren, dass ,,die Beweisführung für so wunderbare
Thatsachen jedesmal hinfällig wurde, wenn sie einer strengen
Prüfung durch tüchtige Fachmänner unterworfen wurden."
Hier nun taucht die Frage auf: Wer ist ein tüchtiger
Fachmann? Dr. Carpenter behauptet, dass nur
skeptische Aerzte und Taschenspieler von Profession jenen
Namen verdienen, wie unwissend auch immer sie sein mögen
in Bezug auf die Bedingungen, welche nöthig sind zur Erforschung
dieser äusserst subtilen und schwankenden Erscheinungen
des Nervenlebens- Wir aber möchten den
Namen „Fachmänner" nur jenen Forschern ertheilen, die
Monate oder Jahre hindurch in dieser Sache Experimente
angestellt haben und vollkommen vertraut sind mit den
dabei eintretenden Schwierigkeiten. Sind nun solche Forscher
zu gleicher Zeit auch Physiologen, so kann deren Zeugniss
von Jemandem, der in Wahrheit eine historische und wissenschaftliche
Untersuchungsmethode anwenden will, denn doch
nicht mit Stillschweigen übergangen werden. Ich habe
schon Dr. Carpenter s Aufmerksamkeit auf den Fall der
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