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D. Grimm: Der neueste Geschichtsschreiber des Camisardenkriegs. 87
lungsweise sein, welche Niemand empörte, so einfach und
natürlich schien sie und lag in den Sitten jener Zeit.
Heute muss man den Muth haben, der Schwierigkeit näher
zu treten und eine Lösung suchen, die weniger brutal und
beweiskräftiger ist.
„Wir glauben nicht an Wunder und wollen daher
dieses wichtige geschichtliche Räthsel, das bisher ohne
Lösung blieb, so viel wir vermögen, natürlich zu erklären
versuchen. Wir thun es mit Hülfe des Lichtes, welches
uns heute der Magnetismus und der Spiritualismus an die
Hand gibt. . . . Man kann wohl sagen, dass jedes verschwindende
Geschlecht der Vater und die Mutter des
nachfolgenden ist, und dass die Bessern unter denen, die
nicht mehr zu sein scheinen, wenn sie einmal von den
Banden des materiellen Körpers befreit sind, die Organe
derjenigen ihier Söhne benützen, welche sie für würdig
halten, ihnen als Dolmetscher zu dienen. . . . Durch ein
höheres Leben geläutert und erleuchtet, erkennen sie die
redlichen, passiven Naturen, durch deren Vermittelung sie
das, was sie für nützlich erachten, offenbaren können. Im
vorigen Jahrhundert nannte man sie ekstatisch, heute sind
es Medien. Der Spiritualismus ist der Verkehi der Seelen
unter einander. Ein unsichtbares Wesen tritt in Verbindung
mit einem, das durch besondere Organisation
befähigt ist, die Gedanken derjenigen, welche gelebt haben,
aufzunehmen und sie niederzuschreiben, entweder durch
einen mechanischen unbewussten Impuls der Hand oder
durch unmittelbare Mittheilung an die Intelligenz des
Medium. Wer dieser Vorstellung Glauben schenken will,
wird leicht begreifen, dass die entrüsteten Seelen der Märtyrer
, welche der „grosse" König täglich zu Hunderten
schlachtete, zu den geliebten Wesen gekommen seien, von
denen sie gewaltsam getrennt worden waren, sie zu schützen,
zu leiten, zu trösten in ihren schweren Anfechtungen und
ihnen, was sehr oft geschah, die nahende Gefahr warnend
anzuzeigen . . . Die Zweifler und Spötter finden es bequemer
zu leugnen; die Wissenschaft, rathlos, fürchtet, sich
zu compromittiren, wendet sich ab und will sich nicht aussprechen
. Da aber keine geschichtlichen Thatsachen unbestreitbarer
sind als diese, keine, die besser und von
zahlreicheren Zeugen beglaubigt sind, so können Ausflüchte
und Spöttereien nicht mehr länger angenommen werden."
BiSchweiler (Unter-Elsass), den 29. Januar 1878*
* Daniel Grimm,
Pfarrer, Verfasser von: „Die Unsterblichkeitsfrage."
(BiSchweiler, Fr. Posth, 1876.)
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