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88 Psychische Studien. V. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1878.)
Kurze Notizen.
a) Der Berliner Kladderadatsch hat in No. 59 und
60 vom 30. December 18T7 den Schluss seines XXX. Jahrgangs
mit einem erbaulichen „Spiritisten-Liede" verziert
, welches in neun Strophen nach der bekannten Melodie
eines ganz ähnlich klingenden Liedes verfasst ist und also
beginnt:
„Die Spiritisten sind eine saubere Zunft — harura ditscharum!
Im Dustern haben sie Zusammenkunft — harum ditscharum!
Geisterseher, Tischedreher — bum, bum, bum!
Leisegänger, Bauernfänger — bum, bum, bum! etc., etc.
b) Ferner lässt Kladderadatsch den berühmten Baron
von Strudelwitz an den Baron von Prudelwitz Folgendes
schreiben: — „Residenz wird grosse Kinderstube mit
Ammenlieder, Spuk- und Geistererscheinungen und allerlei
Zauber: Bellachini und Bäsch und Arbre, und wie Hexenmeister
sonst noch heissen! Vor Allem aber Mstr, Stade,
Geisterfänger en gros, bereits zu Haupt von Spiritisten-
Gemeinde ernannt. Beschwört Schatten aus Unterwelt
in Tische und citirt Todte, die noch gar nicht gestorben.
Capitaler Schwindel!" — Und so Etwas nennen sieBerliner
Witz!" Sie wissen nämlich nicht, dass es schon geistig
Todte gibt, die auf dieser Erde noch gar nicht gestorben
sind* ....
cj Max Remy, der Berliner Berichterstatter für die
Wochenchronik der „Europa" No. 52/1 *77 äussert sich
über die durch Mr. Stade in Berlin geweckte spiritistische
Bewegung folgendermaassen: — „Das Jahr des orientalischen
Blutbades sollte nicht vorübergehen, ohne sich schliesslich
als das Jahr des Spiritisten-Schwindels noch eine ueue
traurige Denkwürdigkeit zu sichern. Es ist tragi-komisch,
dass gerade in einer Zeit, als deren Signatur Realismus
und Materialismus gelten, jener Schwindel sich einen Boden
zu schaffen fähig ist und dem gesunden Menschenverstände
gegenüber, wenn auch nur als eine flüchtig vorbeirauschende
Erscheinung sich behauptet, (sie?! — Re f.) Aber die Extreme
berühren sich, und gerade dann pflegen sich Unverstand
und Aberglaube am breitesten zu machen, wenn Fortschritt
und Aufklärung am frischesten sich regen." (Es frägt sich
hier nämlich, auf welcher Seite im gegebenen Falle Unverstand
und Aberglaube, und auf welcher Fortschritt und
Aufklärung sich befinden? Gesetzt, der Spiritualismus enthielte
Thatsachen und Wahrheiten, die er schon so tausendfältig
bewiesen hat, wäre da nicht der ä priori vorurtheils-
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