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Kurze Notizen*
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volle Standpunkt des Herrn Remy „Unverstand und Aberglaube
" und der die objectiven Thatsachen des Spiritismus
ehrlich prüfende', anerkennende und verfechtende Standpunkt
seiner Anhänger allein „Fortschritt und Aufklärung?"
Wir geben Herrn Remy einstweilen nur diese Möglichkeit
zu bedenken; die Wirklichkeit dieser doch denkbaren
Möglichkeit als gewissenhafter Schriftsteller zu ermitteln
und mit stichhaltigen wissenschaftlichen Gründen
entweder zu widerlegen oder zu constatiren, überlassen wir
einfach seinem Pflichtgefühle! — Referent.) „Der Berliner
Spiritismus" — fährt er fort — „hat sich gleichsam constituirt.
Gläubige Anhänger des Mediums Stade haben sich zu-
sammengethan und einenveritablenBerliner Spiritisten-
Club gegründet, Wie man hört, hat dieser Club den
Namen „Psyche" erhalten. Er soll 'mittels bislang unbekannter
Naturkräfte den Verkehr der ungebundenen
freien Geister mit den Menschen vermitteln/ Die ihm bereits
angehörigen Mitglieder werden als meist wohlbeleibte,
behaglich dreinschauende Herren geschildert, deren Anwesenheit
an der Tafel eines Speisesaals auf weit
realistischere Zwecke als auf den des Verkehrs mit Geistern
schliessen lässi Auch Frauen sollen sich zur Mitgliedschaft
gemeldet haben* In seiner ersten Sitzung im Hotel
zum Kronprinzen soll der Verein vorerst den Vorstand
gewählt und sich mit den Statuten beschäftigt haben.
Man tagte bei verschlossenen Thüren. Sogar die Schlüssel-
lücher sollen verstopft gewesen sein, damit kein profanes
Auge in das Heiligthum des Berliner Spiritismus dringen
könne. Vor Allem hatte man sich gegen die böse Presse
verschanzt, die mit Ausnahme der 'Germania1 und Con-
sorten gegen das Medium Slade sich so wenig liebenswürdig
gezeigt hat." — Die hier mitgetheilte Constituirung eines
berliner Spiritisten-Vereines bestätigt sich: derselbe wird
hoffentlich bald selbst durch seine Thaten und Berichte
sich uns kundgeben.
d) Herr Colmar Schumann berichtet uns in seinem
Artikel: — „Die Thiere im Glauben unserer Vorfahren
und des Volkes" - in „Die Natur" No. 2/1878: —
„Unter Andersens für Klein und Gross so lehrreichen
Märchen befindet sich eines, in welchem die Nachtigall mit
ihrem Zaubersange das Entzücken und die Bewunderung
des königlichen Hofes erregt, so lange sie für ein —
Kunstwerk gilt; sobald man aber erfährt, sie sei ein
Voge], eine natürliche Nachtigall, von Allen verachtet
wird. Eine bitterere Satire auf die Narrheit der civilisirten
Welt .... ist kaum möglich." — Wir denken dabei so-
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