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92 Psychische Studien, V. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1878.)
wieder Freude daran fanden, da ja das gute evangelische
Recht der Laien endlich anerkannt war. Es zeigte sich
zur Freude aller Besonnenen, dass der christliche Glaube in
unserem Volke viel tiefere Wurzeln geschlagen hat, als
man nach der Haltung eines Theiles unserer Presse annehmen
konnte. Nur eine Synode bildete eine traurige
Ausnahme — natürlich die Berliner. Wie sollte sich auch
der Berliner aufgeklärte Fortschritt die köstliche Gelegenheit
entgehen lassen, wieder einmal ein heilsames Werk zu
stören? Man kann es als ein Naturgesetz betrachten, dass
diese Leute regelmässig das Gegentheil ihrer Absichten
erreichen .... Doch die an sich sehr unbedeutenden
Vorfälle fanden lauten Widerhall in der skandalsüchtigen
Berliner Presse/*' — Das ist kein Zeugniss von Bettachini!
i) Um aber das Berliner Treiben noch viel schlagender
und besser kennen zu lernen, empfehlen wir allen unseren
Lesern die Leetüre der ausführlichen (nicht durch die
liberalen Zeitungen verhunzten) stenographischen Berichte
über die Verbandlungen des preussischen Landtags
vom 16. Januar 1878 in Betreff der Marpinger
Angelegenheit. Wir Alle haben unsere Gegner bereits
zur Genüge kennen gelernt; hier sehen wir sie als
Gegner einer religiösen Glaubenssache, welche gewisser-
maassen nur durch das Verständniss spiritualistischer Phänomene
erst recht erklärlich wird. Wir verweisen einfach zurück
auf unsere Correspondenz im Februar-Heft des
IV. Jahrg. 1877 der „Psychischen Studien" S. 96, um
unsere eigentliche Stellung zur Sache hervorzuheben.
Uebrigens bemerken wir, dass die klerikale Oentrums-
parthei, der allezeit redegewandte Windhorst an ihrer Spitze,
sich auf die Thatsachen des Mediumimus sowie auf Kant,
Fichte und Schopenhauer, in Betreff der Mariaphanien oder
Muttergottes-Erscheinungen berufen hat zu Gunsten des
Ueb er natürlichen, was den „Kladderadatsch" zu lauter aberwitzigen
Ausfällen gegen Windhorst und die „Germania"
in Bezug auf dergleichen und ähnliche Wunderdinge anreizt
. Daher rührt nun wohl auch der Zorn der antiklerikalen
Parthei gegen Mr. Slade's ganz eigenartige Phänomene
! Wir sind es bereits von den Berliner niederen
wie höheren Intelligenzen gewohnt, dass sie fast immer und
überall das bloss Aehnliche für schon identisch halten,
weil sie eben Alles unter der ihnen lieb gewordenen stereoskopischen
Doppeltäuschung der Einerleiheit betrachten wollen.
Wenn man sieht, mit welchem Maaszstabe von einheitlicher
politischer Gerechtigkeit die Gemeinde von Marpingen und
die an dergleichen Vorkommnisse gläubige katholische
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