Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
5. Jahrgang.1878
Seite: 96
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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96 Psychische Studien. V. Jahrg, 2. Heft4 (Februar 1878.)

Correspondenz-

An das Freie Deutsche Hochstift für Wissenschaften,
Künste und allgemeinen Bildung in Goethes Vaterhause zu
Frankfurt a/M.: —- Ihre gefällige Empfangs-Bescheinigung unserer
Ihnen zugesandten Broschüre 2. Auflage naben wir erhalten und tragen
uns mit der schmeichelhaften Hoffnung, dass dieselbe dem Geiste
Ihres hohen Vorbildes nichts Unwürdiges enthalte. Sie würden uns
überaus verbinden, wenn auch Sie gelegentlich anerkennen wollten,
dass das Seite 18 unserer Broschüre mitgetheüte, selbstangeblich
vom Geiste Goethe's herrührende Epigramm auch wirklich nirgends
in seinen Werken und Schriften zu finden sei.

Herrn J. Friedländer in Posen: — Die polizeiliche Ausweisung
Mr. Stade*s aus Wien und Beilin beweist nicht das Geringste gegen
die Echheit seiner Mediumschaft. Auf Ihre Frage: „Ist letztere echt
oder unecht?'4 liegt die Antwort bereits in der Flugschrift „Die Kehrseite
etc." Es ist Jedermanns eigene Hache, sich nun selbst weitere
Gründe für seinen Glauben oder Nichtglauben sowohl aus der reichen
Literatur des Gegenstandes, wie solche Ihnen im Anhange zu genannter
Flugschrift angedeutet ist, als auch aus eigener strenger Prüfung des
Mediums zu erholen. Mr. Stade war lange genug in Berlin und stand
ganz .Deutschland zur Verfügung behufs einer Reihe aufrichtiger
Prüfungsanstellungen. Seine Gegner kannten nur Verleumdung, Spott
und schliesslich Denunziation für einen Mann und eine Naturkraft,
die sie in ihrer Erfahrungs-Beschränktheit sich nicht sogleich als
etwas Alltägliches zu erklären vermochten. Man hat das amerikanische
Telephon des Mr. Bell zuerst auch als einen Humbug verlacht
und verspottet, aber es ist gleichwohl Thatsache, ob es auch
noch nicht im entferntesten erklärt ist. Die Erklärung des Grundes
und der Ursache einer Erscheinung ist etwas ganz anderes, als die
Feststellung oder Constatirung ihrer blossen Thatsächlichkeit. Die
Berliner mit ihrer seichten, plumpen und täppischen Prüfung Mr. Stadens
kommen uns vor wie etwa gewisse Schildbürger, welche Schneekrystalle
studiren und unter dem Mikroskop untersuchen wollten und dieselben
bei allen ihren Veranstaltungen in den warmen Händen zerfliessen
lassen und dann sagen: „Sie halten vor dem prüfenden Blicke nicht
Stand — ihre Behauptung ist deshalb Humbug, Schwindel und Betrug
!" Wie Viele prüfen nicht in ähnlicher Weise, ohne alle Kennt-
niss der Literatur des Gegenstandes! — Wie man aber sein eigenes
Leben nur durch lautei tägliche Mühe und Arbeit erringi, so erkämpft
man sich auch das volle Selbstbewusstsein seiner Unsterblichkeit und
geistigen Fortdauer, in welcher ja auch Alles Weiterentwickelung ist,
nur durch beständige Mühwaltung und Beweisführung, dass man
wirklich geistig fortlebt, ähnlich wie ein Kind sich täglich mühen
muss, um sich zur Mannbarkeit hin zu entwickeln. Der Geist steht
ebenso wenig jemals still, als unsere Mutter Erde, die uns in jeder
Sekunde bekanntlich über 4 deutsche Meilen unbewusst im Räume
fortträgt! Aber nicht Jeder kann sich von dieser Thatsache in jedem
Augenblicke volle liechenschaft ablegen. Dazu bedarf es langer und
gründlicher Vorstudien. Desshalb werden die meisten Menschen immer
auf den Glauben an das bessere Wissen und die volle Ueberzeugung
Anderer angewiesen sein und bleiben. Wer aber durchaus nicht blind
glauben will, muss eben die volle Arbeit der Selbstüberzeugung auf
sich nehmen. Sicher wird nicht ein Jeder fähig sein, dieses ver-
wickeltste aller Sphinxräthsei auf Grund seiner paar zufalligen Beobachtungen
hin schon für alle Uebrigen endgültig zu lösen.


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