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Prof. Friedr. Zöllner in Leipzig über Mr. Slade's Mediumschaft 103
ist, sichtbare, d. h. uns drei-dimensionalen Wesen vor stellbare
Wirkungen ix) der realen Körperwelt zu erzeugen. Als
eine solche Wirkung hatte ich ausführlich die Verschlingung
eines einfachen Fadens ohne Ende discutirt. Wenn ein
solcher Faden mit seinen Enden zusammengeknüpft und mit
einem Siegel versehen worden ist, so niüsste ein intelligentes
Wesen, welches willkürlieh vierdimensionale Biegungen und
Bewegungen mit dem Faden vornehmen könnte, im Stande
sein, ohne Lösung des Siegels einen oder mehrere Knoten
in dem einfachen Faden zu knüpfen.
Dieser Versuch ist mir nun mit Hülfe des amerikanischen
Mediums Mr. Henry Stade zu Leipzig am 17. December 1 «S7 7
Vormittags 11 Uhr innerhalb einer Zeit von wenigen Minuten
gelungen. Die nach der Natur gezeichnete Abbildung des
mehr als 1 Millimeter starken und festen Bindfadens mit
den 4 Knoten, sowie die Haltung meiner Hcände, mit denen
die linke Hand des Herrn Slade und noch eines andern
Herrn vereint auf dem Tische lagen, ist auf Tafel IV dar-
gestellt. Während das Siegel stets vor unser aller Augen
offen auf dem Tische lag und der dort befindliche Theil
des Fadens, wie die Figur zeigt, von den Daumen meiner
beiden Hände fest gegen die Oberfläche der Tischplatte
gedrückt wurde, hing der übrige Theil des Bindfadens auf
meineu Schooss herab. Während ich die Schürzung nur
eines Knotens gewünscht hatte, waren nach wenigen
Minuten die auf Taf. IV naturgetreu abgebildeten vier
Knoten in dem Bindfaden.*)
Ich hatte bereits am Schlüsse meiner ersten Abhandlung
, deren Manuscript im Laufe des August 1877 vollendet
wurde, darauf hingewiesen, dass eine nicht unbedeutende
Zahl physikalischer Erscheinungen. welche sich durch
„synthetische Urtheile a priori" aus der erweiterten Raumanschauung
und der /V^oft'sehen Projections-Hypothese
(S. 200) ableiten lassen, mit sogenannten spiritistischen
Phänomenen übereinstimmen. Ich bemerkte indessen aus
Vorsicht dort S. 276 wörtlich: —
„Denjenigen meiner Leser, welche eine empirische
Bestätigung für die oben ihrer theoretischen Möglichkeit
nach abgeleiteten Erscheinungen in spiritistischen Phänomenen
zu erblicken geneigt sind, erlaube ich mir zu bemerken
, dass zunächst eine genauere Definition und Kritik
des objectiv Kealen vom Standpunkte des Idealismus ge-
*) Durch die überaus dankenswerthe Liberalität des Herrn Verfassers
und Vorlegers der „Wissenschaftlichen Abhandlungen" sind
wir in den Stand gesetzt, unseren Lesern die nebenstehende Tafel IV
des genannten Werkes originaler hier beizufügen. — Die Red.
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