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Prof. Friedr. Zöllner in Leipzig über Mr» Slade's Mediumschaft. 105
sehr geläufigen m o r .*» 1 i s c Ii e n Anschauungsform entspringt
. Diese Erklärung besteht in der Annahme, dass
ich selbst und jene ehremverthen Männer und Bürger
Leipzigs, in deren G-egenwart die Versiegelung von mehreren
solcher Bindfäden stattgefunden hat, entweder gemeine
Betrüger sind, oder sich nicht im Besitze ihrer gesunden
Sinne befunden haben, um zu bemerken, wie Hr. SJade
selber, vor dem Versiegeln, alle jene Bindfäden mit
Knoten versehen habe, „ohne dass wir sonst etwas davon
gemerkt hätten/4*) JDie Discussion einer solchen Hypothese
würde aber nicht mehr in den Bereich der Wissen-
s c h a f t, sondern in die Lehre vom gesellschaftliche
! Anstand gehören. Meine Leser finden über
dieses Thema eine kleine Vorlesung nebst Demonstration
an lebendige]! Geschöpfen in meiner ersten Abhandlung
„über Wirkungen in die Ferne." (S. J81 ff.)
Sollten übrigens meine Collegen Helmholtz und Pfaundler
geneigt sein, mich und jene ehremverthen Männer (unter
denen sich auch einer befindet, dessen Namen mit unvergänglichen
Zügen und goldenen Lettern in die Annalen
der deutschen ivlaturwissenschaft eingetragen ist), in die
Olasse von „Wunderthätern" und „kritiklos Gläubigen"
oder gar von „noblem Gesindel" zu zählen (vgl. S. 112 ff.)?
so erl?tube ich mir ihnen zu bemerken, class ich, bevor ich
selbst Augenzeuge dieser Phänomene war, vollkommen
auf dem Standpunkte ihres Clienten Tyndall stand, welcher
wörtlich erklärt: —
„Ich war keineswegs absolut ungläubig, sondern ich
hielt es im Gegentheil für wahrscheinlich, dass irgend ein
physikalisches Prmeip, den Spiritisten selbst unbekannt,
diesen Erscheinungen zu Grunde liegen könnte." (Vgl. S. 178.)
Der Unterschied zwischen Hrn. Tyndall und mir besteht
nur darin, dass Ersterer seinen Verstand für einen
so überaus hoch entwickelten hielt, dass er glaubte, es
würde ihm bereits in einer Viertelstunde unter dem
*) Wie die „unsichtbaren Cometen" TyndaWs, „die durch den Baum
wandern, ohne dass wir sonst etwa» davon merken". Ich dagegen
erblicke in dem obigen Versuche einen experimentellen "Beweis für
die Eichtigkeit meiner bereits im August 1870 ausgesprochenen Behauptung
: „Die Phdon'mhe ,,„Ideem< und das KanPsehe „ „Ding an
sieh"" lassen sich als Objecte von mehr als drei Dimensionen auffassen
, welche nicht weniger und nicht mehr Realität wie die Dinge
dies er Welt besitzen; mit diesen stehen sie durch eine dem Projections-
process analoge Beziehung in einem Causalverhaltniss." — „So paradox
diese Auffassung der W^lt heute noch vielen Menschen erscheinen
mag, das nächste Jahrhundert wird sie zu den Trivialitäten zählen."
(Principien e. elektrod, Theorie d. Materie p. LXXXIX n. LXXXVI.)
Vgl. oben S, 263. meiner „wissenschaftlichen Abhandlungen "
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