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114 Psychische Studien. V. Jahrg. 3. Heft. (März 1878.)
kelirt der amerikanisch-englische Spiritismus jetzt als Ausländer
in seine Urheimat Deutschland zurück, und zwar
gleich als ganze Bibliothek mit entsprechenden Zeitschriften.
Als geborner Deutscher verdient er weder den Unglauben,
mit welchem man ihn verspottet, noch den Glauben blinder
Anhänglichkeit an seine Auswüchse, sondern ehrliche Prüfung
seiner Legitimation, seines Inhaltes und Strebens.
Kann er doch Empfehlungsbriefe aus Jahrhunderte langer
deutscher Literatur, selbst von Kant nachweisen. Und wer
auch Letzteren nicht mehr gelten lassen will, hält vielleicht
Schopenhauer für keinen überwundenen Standpunkt. Und
den materialistischen Fachmännern der Naturwissenschaft,
welche alle Philosophie von sich abweisen, erwiedern wir
Lesewelt den Thatbestand der Stade*'seilen Leistungen erfahre.
Wir selbst enthalten uns jedes subjectiven Unheils. Wir haben hier
nur ein Amt •— das des Vermittler zu Gunsten der Gerechtigkeit —
und keine Meinung. Die Urtheile üoer Stade tiberlassen wir unseren
Lesern, die wir nie, wie andere Blätter, haben bevormunden wollen,
sondern immer für geistig selbständig und denkkräftig gehalten haben.
Aber auf Eins möchten wir bei der Stade-Frage hinweisen. Bisher
hat man bei Stade nur darüber debattirt, ob Spiritismus oder nicht,
ob Geistermanife&tationen oder Taschenspielerei. Die Mitte aber hat
man vergessen. Keines von Beidem tritt hier zu Tage, wohl aber
mag sich hier eine neue bisher unbekannte physische Kraft, ähnlich
wie die Elektricität, der Magnetismus etc., vielleicht Mr. Stade selbst
unbewuöst, offenbaren, die später, vulkicht erst nach langen Jahren
oder gar Jahrhunderten von der Wissenschaft als Naturkraft aneikannt
werden dürtte. Wenn man bedenkt, dass das Zeitalter der Aufklärung,
das voüge Jahrhundert, die Wirkungen der EJeetiicität und des
Magnetismus erst an seinem Ende kennen lernte, dass die elektrische
Tekgraphie und Telephonie Entdeckungen sehr jungen, ja jüngsten
Datums sind, wird man vielleicht zugestehen, dass Stade ein bewusster
oder unbewusster Entdecker einer neuen, uns wunderbar erscheinenden
(weil wir ihre Gesetze noch nicht kennen) Naturkraft sein kann,
mittels, welcher er seine, natürlich nicht spiritistisch«n Thaten vollbringt
. Es ist Ihatsaehe, — obwohl sie ängstlich geheim gehalten
wird, — dass Leipziger Professoren Mr. Stade aufgefordert haben, nach
Leipzig zu kommen und vor ihnen zu operin n. Was hier Lehrkräften
der ersten Universität Deutschlands, ja der W elt wichtig genug schien,
um es zu untersuchen, das wird wohl unseren Lesern auch das Interesse
erklären, welches das Neue Blatt an der Stade-Fizge, die nunmehr
in ein neues Stadium getreten ist, nimmt. Wir ertheilen nunmehr
dem Herrn Referenten das Wort. Dr. 1fr anz Hirsch.
lleieront verzichtet selbstverständlich in diesem Journale darauf,
seine wenn auch etwas veränderten Mitteilungen und Vorschläge,
welche den Lehern der „Psych. iStud." bereits aus seiner Flugschritt:
„Die Kehrseite etc." und seinem November-Hett 1877-Artikel:
„Mr. Stade in Berlin und Leipzig" in ihren Hauptzügen bekannt
sein dürften, hier zum Wiederabdruck zu bringen, und verweist seine
g*schätzten Leser auf das auch in anderem Beziehungen und schon
um des wohlgetroffenen Portraits von Mr. Stade willen anschaffens-
werthe „Neue Blatt" No. 21 1878. - Gr. C. Wittig.
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