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130 Psychische Studien. V. Jahrg. 3. Heft. (März 1878.)
vieler Gelehrten bewahrheitet hat, die Erklärung ihrer
Verursachung aber eine so mannigfaltige ist, dass man
billig erstaunen muss, wie complieirt und verwickelt ein anscheinend
so einfacher Vorgang in seinen eigentlichen Beweggründen
ist. Crookes schreibt ihn bekanntlich dem
directen mechanischen Stosse der Lichtstrahlen zu. Dagegen
giebt es nun eine Gastheorie, nach welcher die Flügel
der Lichtmühle von den einzelnen sich fortbewegenden
Molekülen des trotz aller Luftauspumpung noch unter der
hermetisch verschlossenen Glasglocke enthaltenen Gases
fortgestossen werden; eine Wärnietheorie, welche die
Rotation einer Wechselwirkung zwischen den inneren Ge-
fässwandungen und den Flügeln der Mühle zuschreibt;
eine Queck silberdampftheorie, welche Professor Zöllner
in Leipzig gegen die Gastheorie als ebenfalls möglich eingewendet
hat; eine Theorie der Luftströmungen
um das Aeussere und Innere d°s Apparates, von Neesen;
eine Evaporations-Theorie von den Mügeln adhärirenden
Gasen oder Wasserdämpfen, deren Verdunstung die Reac-
tion der Bewegung erzeuge, von Reynold's und Govi] endlich
die Emission st heorie von Zöllner, welche festen Körpern
(wie die Lichtmühlflügel sind; eine Verdampfung — als allgemeine
Eigenschaft aller Materie — zuschreibt. Ei for-
mulirt folgendende Hypothese: „Die durch Undulationen
des Aethers von der Oberfläche eines Körpers direct oder
indirect ausgesandten Strahlen sind gleichzeitig von einer
Emission materieller Theilchon nach der Richtung der
Strahlen begleitet. Die Anzahl, Masse und Geschwindigkeit
der in der Zeiteinheit emittirten Thcilchen hängt von
der physikalischen und chemischen Beschaffenheit der Oberfläche
und von der Energie und Beschaffenheit der ausgesandten
Strahlen ab." Er wendet diese Hypothese mit
Erfolg auf das Anemo-Radiometer an, bei dem er nachweist
, dass durch directe Stösse der emittirten Theilchen
sowohl von den Flügeln, als den Gefässwandungen und
einer in der Nähe des sich bewegenden Radiometerkreuzes
angebrachten Aluminiumscheibe die Drehung bewirkt werde.
— Aber immer bleiben noch ungelöste Widersprüche, welche
die elec tri sehe Theorie von Desaulx erzeugten, der Anziehungen
und Abstossungen zwischen der freien (negativen)
Electrizität der Flügel und der positiven der Wandung
constatirte. Indess steht dieser Theorie die Unerklärhch-
keit entgegen, wie electrische „statische Kräfte bei einer
constanten Vertheilung an der Oberfläche von Körpern"
eine andauernde Bewegung hervorrufen können. Schliesslich
erwähnen wir noch Chattis* Umsetzungstheorie des
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