http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1878/0144
134 Psychische Studien. V. Jahrg. & Heft. (März 1878.)
Kurze Notizen.
a) Dass man an das Telephon wirklich nicht geglaubt
hat, wie wir in einem unserer früheren Artikel über dasselbe
berichteten, erzählt uns Herr Max Wirth in „Ueber
Land und Meer" No. 12/1877—8 in seinem Aufsatze: „Der
Bruder des Telegraphen" mit folgenden Worten: — „Am
19. November 187 < war der ganze Generalstab der 'Neuen
Freien Presse' in den lledaetionssälen versammelt, um Zeuge
von Experimenten zu sein, die wieder eine jener epochemachenden
Erfindungen vorführten, durch welche die Kulturgeschichte
neue Perioden der Entwicklung sinniger und
beglückender zu bezeichnen pflegt, als grosse Schlachten
mit ihren Strömen von Blut und Thränen. Der Telephon,
der neue, den Schall in die Perne versendende Apparat,
sollte von einem hervorragenden Techniker in seiner Wirkung
gezeigt werden vor einer Gesellschaft von ungefähr
40 Schriftstellern, unter denen mehr a]s ein ungläubiger
Thomas sich befand. Diess war nicht zu verwundern, denn
die staunenerregenden Berichte, welche seit dem vorigen
Frühjahr durch amerikanische Zeitungen nach Europa gekommen
warer, hatten solche Uebertreibungeti enthalten,
dass man der ganzen Kunde kein rechtes Vertrauen schenkte
und von derselben keine weitere Notiz gerommen hatte.
Nicht bloss einzelne Worte und Sätze, sondern ganze Reden
und Musikstücke sollten auf 30 bis 40 englische Meilen
weit einer versammelten Gesellschaft zu Gehör gebracht
worden sein! Diese Angaben beruhten zum Theil auf
Uebertreibungen, zum Theil auf unrichtigen Erklärungen.
Das von dem Professor der Physik A. Graham Bell in Boston,
einem geborenen Schotten, konstruirte Instrument ist indessen
bereits vollkommen genug, um jede Marktschreierei
entbehrlich zu machen u. s. w." — Als ob das Telephon
über alle 40 Schriftsteller und die gesammte deutsche Reichspost
mit ihrem correspondirenden Publikum nicht ebenso
gekommen wäre, wie Simson über die Philister, als er sie
mit Eselskinnbacken schlug?! Vielleicht hört die deutsche
Presse bei Mr. Slade jetzt auch nur noch auf die als marktschreierisch
verrufene Seite der sog. mediumistischen Phänomene
, ohne noch recht genau zu wissen, was er wirklich
bietet? Warum versammeln sie sich denn nicht um ihn,
den Lebenden, ebenso behufs einer beweiskräftigen Ueber-
führung, wie um das bloss mechanisch arbeitende und sonst
stofflich todte Instrument? Man darf hoffen, dass man
sich nach dem Vorgange und Zeugnisse des Professors
Zöllner wohl ebenso mit diesem psycho-physischen Medium
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1878/0144