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Kurze Notizen.
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wird beschäftigen wollen, wie man sich mit dem physischen
Medium des Prof. Bell beschäftigt hat.
b) Eine Nachtwandlerin. — Man schreibt der
„D. Z." ans Paris vom L'O. December 1877: — „Ein merkwürdiger
Fall von Somnambulismus, der leicht die tragischesten
Folgen hätte haben können, ist heute hier bekannt geworden.
Gräfin F . . . , eine bekannte Dame, bewohnt jetzt ihr
Schloss in der Nähe von Paris. Seit einiger Zeit bemerkte
sie den Abgang von Pretiosen, Spitzen und anderen werthvollen
Toilettengegenständen. Die Ehrlichkeit und Treue
ihrer Leute — sie hat nur eine Kammerfrau und einen
Kutscher zur Bedienung — schien ihr jedoch so erprobt,
dass sie dieselben nicht einmal im Verdacht hatte, die
fehlenden Gegenstände entwendet zu haben. Ihr Sohn jedoch
, ein Offizier, der sie dieser Tage besuchte, war nicht
so vertrauensvoll und nahm sich vor, gelegentlich aufzupassen
, um, wie er meinte, den Dieb zu entdecken. Vorgestern
Abend postirte er sich nun wohl bewaffnet in einem
langen Korridor, welcher das ganze Schloss durchläuft,
und erwartete, dass sich sein Verdacht bestätigen werde.
Bis ein Uhr nach Mitternacht blieb Alles ruhig. In diesem
Augenblick jedoch erschien ein Schatten am andern Ende
des Korridors. Der Offizier feuerte nun eine Pistole ab,
glücklicherweise jedoch ohne zu treffen, denn beim Schein
des aufflammenden Schusses erkannte er seine eigene Mutter,
die in einem Zustande des Somnambulismus ihre Pretiosen aus
ihrem Boudoir forttrug und sie in einer verfallenen Nische
des Korridors verbarg, wo sich auch alles Fehlende wieder
vorfand." (Zeitchronik der „Illustr. Welt", XI. Heft 1877.)
c) Eine merkwürdige Grebetserhörung. — Im
Anschluss an die von Mr. Alfred Russell Wallace in seiner
„Verteidigung des modernen Spiritualismus" (Leipzig, 0.
Mutze, 1875) S. 81 beigebrachten Fälle, wollen wir noch
den folgenden mittheilen, den man sich vom König Friedrich
Wilhelm HL von Preussen erzählt: —
„Im Jahre 1828 hatte der König den Fuss gebrochen.
In dieser Zeit erhielt der Kriegsminister plötzlich eine
Meldung aus Glatz, dass der bekannte Obrist von Massenbach
, der wegen seiner schriftlichen Angriffe auf den König
zur Festungsstrafe verurtheilt war, in Folge einer eingegangenen
Kabinetsordre auf freien Fuss gesetzt und nach
seinen Gütern abgereist sei. Der Kriegsminister, welcher
von nichts wusste, war höchst bestürzt, denn er vermuthete
eine verfälschte Ordre, ein Weg, auf welchem schon öfters
Freilassungen betrügerisch erwirkt worden waren. Er eilt
zum König und trägt diesem den Fall vor. Der König,
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