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MahortscMtsch: Meine SSancen mit Mr. Slade in Berlin« 149
den linken Arm» Während nun alle acht Hände auf dem
Tische lagen und mein Arm fest auf den Tafeln ruhte,
hörten wir 10 Minuten lang ganz deutlich lange Striche,
Kreise u. dergl. auf, respective zwischen den Tafeln ziehen
und schliesslich einige Worte schreiben. Während der
ganzen Zeit sprachen wir ununterbrochen unter einander
und scherzten über das, was wohl auf den Tafeln erscheinen
dürfte« Nachdem das Schreiben aufgehört und Slade die
Tafeln auseinandergenommen, sahen wir zu unserem grössten
Erstaunen auf einer derselben ganz korrect linirt und geschrieben
zwei Zeilen Noten, und unter denselben
das Versprechen in englischer Sprache, dass nächstens die
Fortsetzung folgen werde.
Die Nichte Mr. Slade's und die Tochter seines Geschäftsführers
, welche sonst nie bei den Sitzungen zugegen sind,
vielmehr wenn das Wetter schön ist, auf der Promenade
und Abends in irgend einem Theater sich ergötzen, befanden
sich zu dieser Zeit in der Privat-Wohnung des Hotelbesitzers
in den Parterrelokalitäten, wo sie Ciavier spielten
und sangen. Wir eilten hinunter und ersuchten die Damen,
uns das Musikstück vorzuspielen. Die Tochter des Geschäftsführers
that diess, wie eben eine nicht zu tüchtige Clavier-
spielerin k prima vista ein Musikstück abspielt. Wir entnahmen
, dass es ein Choral sein müsse. Als einer der
gerade dort anwesenden Herren (Mitglied der hiesigen rumänischen
Gesandtschaft), der ein besserer Ciavierspieler zu sein
schien, dasselbe Stück spielte, klang es viel hübscher und
melodiöser. Da wir uns diese Tafel zum Geschenk erbaten,
bin ich in der Lage, Ihnen dieselbe zur Ansicht mitzuschicken
.
Dieselben Herren, die an diesem Abend mit mir sassen,
erhielten bei anderer Gelegenheit Tafeln, die in 5 bis 7
Sprachen in allen möglichen geometrisch geradlinigen, kreisrunden
und Spiralen Linien und Bichtungen beschrieben
waren.
Der dritten Sitzung wohnte ich mit Fräulein König,
der berühmten Primadonna unseres Friedrich-Wilhelmstädtischen
Theaters und dem bekannten Kapellmeister und
Componisten desselben Theaters, Herrn Pleininger, bei.
Beide sind eher alles Andere, nur keine Anhänger des
Spiritismus als eines vermeintlichen blossen Ammen-, Spuk-
und Gespensterglaubens, und gingen eben, wie der Berliner
sagt, „Ulkshalber" mit. Wir setzten uns in dieser Weise
um den Tisch herum: — Mr. Slade sass wie gewöhnlich,
Fräulein König ihm zur Linken, Herr Pleininger ihm zur
Rechten und ich vis-ä-vis von ihm.
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