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L&on Favre-Clavairoz: Unbekannte Medien.
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mediumistischen Graben sind mit einer unendlichen Mannigfaltigkeit
vertheilt. Alle können benutzt werden, aber sie
sind nicht alle von derselben Ordnung, und manche von
ihnen können durch Eindrücke, welche die Tragweite derselben
entstellen, gehemmt werden. Ein grosser Vortheil
wäre es, wenn man das Unkraut vom guten Korn trennen,
wenn man die Fähigkeiten der Medien nach Graden des
Spiritualismus eintheilen, wenn man jedem Medium einen
gewissen Eang von Erhebung, von Inspiration, Nutzen,
Charakter und ganz besonders von Moralität zusprechen
könnte. Das würde Achtung einflössen und sie in der
öffentlichen Meinung sicherstellen. Dafür bedürfte es einer
examinirsnden Jury, zusammengesetzt aus den bedeutendsten
Spiritualisten, deren Naipe und Charakter allein schon eine
Garantie sind, Ihr Ausspruch würde eine Weihe sein, und
wenn, später etwa, eines dieser geehrten Medien sich einer
solchen Gunst unwürdig machen sollte, so müsste es durch
den Verlust seiner Weihe von denselben, die sie ihm einst
ertheilt, gestraft werden. Das öffentliche Vortrauen würde
so die Schutz wache gegen die Geldgier sein, welche die
mediumistischen Manifestationen mit Entartung bedroht.
Ist es unmöglich, die Medien ohne Bezahlung zu benutzen,
so wüsste man wenigstens, dass ihre Ehrlichkeit durch eine
würdige Bürgschaft geschützt ist. Diess wäre schon Etwas,
aber noch Wenig. Es müsste dahin kommen, dass keine
mediumistischen Sitzungen mehr für eine Bezahlung stattfänden
. Vergessen wir nicht — es gilt einen äussersten
Kampf zwischen dem Geist und der Materie! Das jetzige
Schicksal der Menschheit steht auf dem Spiel!
Siegt der Geist, so wird sein eigner Antrieb ihn mit
einem Aufschwung zu einem höheren Standpunkt fortschreiten
lassen, — siegt der Materialismus, dann können
wir auf Jahrhunderte auf einen niederen Standpunkt von
Rohheit und von unversöhnbarem Egoismus zurückgeworfen
werden. Wir, die Streiter für den Spiritualismus, warum
sollten wir nicht, mit allen Kräften, die Gott uns verlieh,
mit aller liebe, die er uns einflösste, für die Wahrheit
kämpfend, — warum sollten wir nicht die nothwendigen
Mittel vereinigen, um den wahrhaft würdigen Medien das
zu spenden, was ihnen unvermeidlich zur Ausübung ihrer
heiligen Mission gespendet werden muss? Jeder Cult hat
seine Priester, welche entweder vom Staat, oder von ihren
Anhängern besoldet werden; und wir, die wir nach Millionen
zählen, wir sollten unfähig sein, ein Mittel zu finden,
um die Existenz unserer Priester, der Medien, die uns oft
selbst auf Kosten ihres Lebens die grossen Wahrheiten der
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