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Prof. Dr. Fr. Hoffmann : Spiritualistische Betrachtungen. 171
gänzlich bedeutungslos werden. Nicht als ob wörtliche
Mittheilung medianimischer Niederschreibungen schon unbedingt
die Gewähr ihrer Objectivität oder vollends der
"Wahrheit ihres Inhalts verbürgen könnten, sondern weil im
Ermangelungsfalle durchaus wörtlicher Mittheilung jeder
Anhaltspunkt wissenschaftlicher Prüfung wegfällt, woran
ein paar eingefügte angeblich wörtliche Aeusserungen nichts
wesentlich ändern können. Bei dieser Sachlage können
wir uns nicht für verbunden erachten, dem wirren Schriftchen
weiter zu folgen und das, was unter den Ueber-
schriften: „Der Sohn Gottes, die Gaben, das Gute und das
Böse, die Gerechtigkeit, die Gnade, die Freiheit, das Verdienst
, der Begriff der Pflicht, Strafe, das Gebot, die Liebe
etc., Geist und Seele, Verschiedenheit der Geister, die
Leidenschaften; der Fall, Himmel und Hölle, das "Wunder,"
— eine kunterbunte Glasperlenschnur von Betrachtungen
— näher zu beleuchten. Das Beste, was darin vorkommt,
sind moralische Lehren, die indess in vielen Schriften schon
ausgesprochen sind. Hat nun das besprochene Schriftchon
für die wissenschaftliche Begründung des Spiritualismus
keine Bedeutung, da es vielmehr den Unglauben bestärken
und den Halbkenner irre machen könnte, so ersieht man
wenigstens daraus, dass bei allen medianimisch sich gebenden
Mittheilungen die grösste Vorsicht anzuwenden ist und
die strengste Prüfung einzutreten hat.
"Wo möglich noch Seltsameres wird uns vorgetragen in
den rMittheilungen des Geistes: Der arme Siegfried",
Freunden zur Erinnerung und ehrlichen Gegnern zur Erwägung
geboten von Dr. G. Bt} L. S. und C. IL (New-York
im Jubeljahr 1876.)
Wir haben es hier mit einem Medium zu thuu Namens
Louise N....., einer Frau von 45 Jahren, „von trefflichen
Gaben des Geiste« und Herzens, aber ohne höhere
Bildung," geboren zu Mauloff in Nassau, als Mädchen nach
Amerika ausgewandert und hier zweimal verheirathet und
mehrfach Mutter, von verschiedenen Schicksalsschlägen
heimgesucht, die sie, da sie ungläubig war, beinahe an den
Rand der Verzweiflung brachten. Diese Schickungen
führten sie in einen spiiitualistischen Cirkel in St. Paul
zu Minnesota, wo ihre „grosse medianimische Begabung"
entdeckt und ihr durch das spirituelle Sehen ihrer geliebten
verstorbenen Tochter Ida der erste Trost zu Theil
wurde. In New-York bildete sich dann ihre Mediumschaft
weiter aus, die sie aber nur in streng privaten Kreisen ausübte.
Sie kommt auch im kleinsten Kreise — selbst nur mit einer
einzigen harmonischen Person durch Sitzen an eiuem Tisch-
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