http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1878/0225
Erste wissenschaftl. Theorie Zöllners über mediumist. Phänomene. 215
so würden die Übergangserscheinungen bei diesem Process
in einer allmäligen Verkleinerung, einem momentanen Verschwinden
und Wiedererscheinen der Hand bestehen. Alle
diese Vorgänge würden uns vom Standpunkte unserer
gegenwärtigen Raumanschauung als Wunder erscheinen
; denn wir würden hierin eine Verletzung des
Axioms von der Unveränderlichkeit des Quantums von
wirksamer Materie erblicken müssen. Dagegen verschwindet
dieser Widerspruch vom Standpunkte der höheren Raumanschauung
, insofern wir die Dinge dieser Welt als Pro-
jectionen von substanziellen Objecten in einem Räume von
vier Dimensionen betrachten. Unter der gemachten Voraussetzung
dass wir selber durch unseren Willen solche
Veränderungen mit unseren Gliedmaassen vornehmen könnten,
würde uns unser Gefühl ebenso von der unveränderten
Existenz derselben überzeugen, wie diess gegenwärtig den
veränderlichen Netzhaut-Projectionen gegenüber geschieht.
Hierdurch würde sich aber mit der Zeit in uns die anschauliche
Vorstellung einer vierten Dimension des
Raumes ganz ebenso entwickeln müssen, wie diess auf Grund
analoger Processe bezüglich der dritten Dimension geschehen
ist» Man muss sich zum richtigen Verständniss
dieser Analogien nur stets vergegenwärtigen, dass die Er-
kenntniss aller übrigen Eigenschaften der Körper, z. B.
ihrer Schwere und Tastbarkeit, principiell in ganz gleicher
Weise durch Empfindungen vermittelt wird, wie die
Erkenntniss ihrer sichtbaren Eigenschaften durch das Auge.
Die Uebertragung des Projections- Begriffs auch auf die
Eigenschaften der Tastbarkeit und des Gewichtes schliesst
demnach kein neues Princip ein.
Die Symmetrie räumlicher Gestalten spielt bekanntlich
in der Krystallographie eine bedeutende Rolle. Es kommt
bei Krystallen häufig vor, dass die eine Hälfte des Flächensystems
einer einfachen Gestalt nach bestimmten Gesetzen
in solchem Maasse ausgedehnt ist, dass die andere Hälfte des
Mächensystems vollkommen verschwindet» Solche Krystalle
nennt man Halb flächner oder hemi edrische
Krystalle. Die beiden unter dem Kamen der Sphenoide
bekannten Halbflächner eines rhombischen Octaeders verhalten
sich wie ein Gegenstand zu seinem Spiegelbilde oder
wie die rechte zur linken Hand. Vom Standpunkte der
Projections-Hypothese entspräche diesen beiden verschiedenen
Erscheinungsformen ein und dasselbe Object im vierdimen-
sionalen Räume. Der beobachtete Unterschied resultirte
nur aus einer verschiedenen Lage jenes Objectes zum dreidimensionalen
Projectionsgebiete.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1878/0225