http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1878/0234
224 Psychische Studien. V. Jahrg. 5. Heft* (Mai 1878.)
Herr Elclio in Berlin erhielt, recht bedeutungs- und ver-
liängnissvoll für den Empfänger sein und werden können.
Sie gleichen einer unbekannten Chiffreschrift, die nur Eingeweihte
verstehen, welche aber für Uneingeweihte eine
Menge anscheinend sinnloser Worte oder Gemeinplätze
enthält, die es in "Wirklichkeit nicht sind, sondern eben
nur zu sein scheinen. Diess herauszufinden, ist jedes
Empfängers eigenste Räthselaufgabe. —
Paul von Weilens „Plaudereien am Kamin", sind in
„Ueber Land und Meer" No. 18/1878 zum Schlüsse der
III. Abtheilung gediehen, worin die Debatte über Stades
Auftreten fortgesetzt wird. „Ich bin auch der Meinung",
äusserte der Graf Sternfeld, „dass alle in diess Gebiet
gehörenden Phänomene von der ernsten Wissenschaft nicht
vornehm abgewiesen, sondern so ernst uni gründlich als
möglich geprüft werden sollten; denn wenn es gelänge, den
Zusammenhang solcher Erscheinungen beweiskräftig festzustellen
und die Kräfte, die dabei wirken, zu erkennen,
so wäre das grösste Problem der Menschheit gelöst, so
wäre der Tod überwunden". — Trotzdem kann Graf
Sternfeld den durch Mr. Stade vermittelten Erscheinungen
keine gläubige Empfänglichkeit entgegentragen, obgleich
er bisher noch nicht im Stande war, eine natürliche Erklärung
für die vor seinen Augen stattgefundenen Phänomene
zu finden» Ihn stösst der geistige Inhalt dieser Erscheinungen
ab, er kann es mit seiner religiös anerzogenen und philosophisch
gewonnenen Vorstellung von einem Geisterreich
nicht vereinigen, dass die abgeschiedenen Seelen Verstorbener
auf jede beliebige Citation erscheinen sollten, um Trivialitäten
zu sagen oder Kunststücke zu produciren; er muss sich
logisch den Zustand der Seelen nach ihrer Befreiung
von den Fesseln des Körpers unbedingt als einen vollkommeneren
im Vergleich zu dem irdischen Dasein denken,
— und da passt ihm ein Zustand nicht, in welchem eine
vom Körper getrennte Seele gezwungen (?) wäre, bereitzustehen
, um irgend einen allgemeinen frommen Spruch
auf eine Schiefertafel zu schreiben oder einen Tisch um
sechs Zoll in die Höhe zu heben, — was ihm nicht einmal
für die Seele eines verstorbenen Hausknechts würdig erscheint
. Dennoch befindet er sich mit Frau v. Bamberg
bei diesen Unerklärlichen Erscheinungen einem Räthsel
gegenüber, dessen Lösung er nun durch Vermittelung der
Taschenspielerkunst des Professors der Magie Hermann in
Berlin versucht, den er Mr, Slade's Produktionen in seiner
Weise nachahmen lässt. „Und glauben Sie wirklich,
mein Herr", fragt Frau v. Bamberg nachdenklich, „dass
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1878/0234