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Stinde und Elcho contra Zöllner. Von Gr. C. Wittig. 235
Haeckelj welche nicht bloss festgestellte wissenschaftliche
"Wahrheiten, sondern auch Hypothesen, Probleme, Streitfragen
unter die Menge warfen und so die Köpfe derselben
verwirrten, weil Viele schliesslich fanden, dass sich auch
die Gelehrten irren. „Wer anders ist aber im Stande,
einen wissenschaftlichen Irrthum zu erkennen, als der Fachmann
der Wissenschaft selbst?" ruft er aus, ,,Es bleibt
dem Laien daher nichts anderes übrig, als Zweifler zu
werden; er verliert das Vertrauen in die Unfehlbarkeit
der Wissenschaft, da er sieht, wie Irrthümer eine Zeit lang
als Wahrheiten gelten — denn die Irrthümer sind ihm unter
dieser Aufschrift eingehändigt, und aus dem Zweifel entwickelt
sich — der Aberglaube. Wenn nun gor der
Laie sieht, dass Männer der Wissenschaft sich dem Spiritismus
zuneigen, ihm wissenschaftlichen Boden zu geben
suchen, — welcher Weg bleibt dann ihm übrig, als ebenfalls
sich dem Uebernatürlichen zu ergeben?" Weit fehlgeschossen
, Herr Julius Stindel Wer an die Männer der
Wissenschaft von Seiten der Laien nicht mehr glauben
kann in Folge der Irrthümer der ersteren, wird auch denjenigen
Männern der Wissenschaft, die sich dem Uebernatürlichen
zuneigen, nicht glauben, weil sie sich da erst
recht irren könnten, wie ja sein und Elclio^s Beispie! zeigt.
Wer zwingt sie, sich dem Uebernatürlichen zu ergeben —
und wer will mit Hecht und Wahrheit k priori behaupten
und beweisen, dass das Uebernatürliche — weiter nichts als
Aberglaube sei? Rectificiren wir daher einfach da« Vor-
urtheil aller Laien und Gelehrten durch schlichte und
streng exaete Beobachtung der wirklichen spiritistischen
Thatsachen oder mediumistischen Phänomene. Nur dadurch
allein kommen wir wieder zurück auf den allein
richtigen Weg der zuerst gründlich beobachtenden und
hinterdrein beurtheilenden exaeten Wissenschaft. Eis handelt
sich nicht darum, sich blind der neuen Parole eines naturwissenschaftlichen
Mysticismus zu ergeben, sondern die
Wahrheit von wirklichen Erscheinungen zu suchen; nicht
darum, dass von hervorragenden Vertretern der Wissenschaft
dem Spiritismus gesteuert, sondern dass er vorerst studirt
und seine Gesetze erkannt werden, ehe man gegen ihn blind
darauf los fährt und so in sein eigenes Verderben hineinsegelt
. Denn „soviel steht fest", wie Herr Sünde ja selbst
am Schlüsse seines verzweifelnden Artikels zugiebt, „auch in
Deutschland gewinnt der Spiritismus an Boden, und mit
der Geschwindigkeit des Dampf-Zeitalters bereitet sich der
Aberglaube [soll heissen: die Ueberzeugung an genau beobachtete
ungewöhnliche mediumistische Thatsachen! — Der
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