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Der Spiritismus in Leipzig, Von Gr. C. Wittig. 261
gar nicht existiren, sondern sie beobachtet einfach die mediu-
mistischen Erscheinungen, wie sie sich geben. Doch die so
verfahren, sind in den Augen unseres Studiosus keine
dauerhaften Naturforscher (S. 10) und im Punkte des Spiritismus
überhaupt keine solchen, (Wir schlagen ihm vor,
sie dann lieber einfach „Geistforscher" zu nennen.) „Ich
kann Ihnen nur rathen," ruft er aus „schaffen Sie in Ihrem
Kreise die Crookes und Wattace als unbedingte Autoritäten
schleunigst ab, denn die Leutchen greifen jetzt gar
zu häufig falsche Noten." (S. 10/11.) Ob er wohl wissen
oder fühlen mag, was für ein Stümper auf dem Instrumente
seiner Natur er selbst ist, der nicht einmal wie Czermak seiner
Zeit eine solche „Schandliteratur" der öffentlichen Verachtung
mit feineren jesuitischen Kunstgriffen der Verdrehung
und falschen Darstellung der Thatsachen und Experimente
des Mr. Crookes preiszugeben versteht? Nun ist Czermak
bereits reiner Geist, und der Spiritismus blüht als das Gehirn
vieler fader Denker durchwürzender Knoblauch (S. 8) in
und um Leipzigs Mauern als eine unausrottbare Wirklichkeit
, vielleicht gar am sein Laboratorium und auf seinem
Grabe! Und warum? "Weil sich wirkliche Wirklichkeit
trotz aller Autodafe's und Bücherverketzerungen ebenso
wenig wie der Knoblauch unter den Bäumen des Leipziger
Rosen- und Johannisthals ausrotten und mit blossen Worten
wegdisputiren lässt. Es handelt sich hier wirklich einmal „um
reinliche Ermittelung des Wirklichen" (S. 10), und nicht um
so unreinliche Praktiken und Gedankenkniffe, wie sie der Herr
Schmähschriftsteller der Polizei und den Männern des Index
der verbotenen Bücher mit aller Unverfrorenheit anräth.
Ueber Prof. Zöllners Experiment weiss unser allein
sach- und fachkundiger Gewährsmann sich S. 11 auf das
Geschickteste hinwegzusetzen. Er bearbeitet dasselbe nur
mit seiner und Schiller'* längst veralteter Geisterseher-Logik.
„Dass die Schürzung eines Knotens in einem einfachen versiegelten
Faden ohne Verletzung des Siegels physikalisch
unmöglich sei, steht für uns ebenso wie für Zöllner unum-
stösslich fest. Zöllner selbst weist uns nun zwei Methoden
zur logischen Lösung des durch Mr. Slade's Hände geschürzten
physikalisch unlösbaren Frageknotens an. Ist der
Vorgang in der Natur undenkbar, so ist er entweder übernatürlich
geschehen, oder gar nicht. Zöllner nimmt das erstere,
wir das letztere an. 6 Wollen sie', fragt dei Prinz in Schillers
Geisterseher in einem ganz analogen Falle, Vollen Sie lieber
ein Wunder glauben, als eine Unwahrscheinlichkeit zugeben?'
Gewiss werden Sie, vereintester Herr Professor, mit dem
Prinzen und mir zu der Unwahrscheinlichkeit greifen,
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