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262 Psychische Studien. V. Jahrg. 6. Heft (Juni 18780
dass Zöllner und Genossen durch Slade getauscht worden
sind; einer Unwahrseheinlichkeit, die nur, wer an eigene
oder fremde ^ Unfehlbarkeit glaubt, zur hell eingesehenen
Unmöglichkeit aufblasen kann; 'und nichts anderes als eine
solche', sagt der Prinz ferner, 'dürfte gegen die ewigen Gesetze
der Natur aufgestellt werden/ Herr Zöllner aber
'stürzt' — ich fahre fort, Schiller zu citiren, — lieber die
Kräfte der Natur um, als dass er sich eire künstliche und
weniger gewöhnliche Combination dieser Kräfte gefallen
Hesse.' Hiermit, denk ich, umschreibt der Dichter so ziemlich
dasselbe, was wir mit einem Worte Taschenspielerei
nennen. Wie diese in unserem speciellen Falle geschehen
sei, lässt sich zwar vermuthen, allein natürlich ohne Mr.
Slade's G-eständniss nicht sicher angeben," (S. 11/120
Ja, das ist's! Mr. Slade sollte sich diesem Herrn und
seinen Denkgenossen zu Liebe selbst als Taschenspieler
erklären — denn, o bedauernswerthes Eingeständniss! er
ist sonst nicht im Stande, ihm eine Taschenspielerei faktisch
nachzuweisen. Wenn der Vorgang auch undenkbar ist, so
ist er darum noch nicht bloss „entweder übernatürlich geschehen
, oder gar nicht." Unser Studiosus vergissl ganz
den Fall, den er selbst gesetzt hat, er sei ganz natürlich
geschehen. Nur hält er ihn für taschenspielerisch-künstlich
geschehen, was nur eine gewisse Art der Natürlichkeit
ist, und glaubt bloss den Pfiff dabei nicht herauszufinden,
— während wir ihn für ein ganz natürliches Wunder erachten
, das etwa ähnlich vor sich geht wie die beliebige Lenkung
einer Magnetnadel mit einem anderen Stabmagneten
durch eine dicke Tischplatte hindurch, ohne uns die Art
und Weise, wie das eigentlich geschieht, erklären zu können.
Es findet dabei eine sichtliche Fernwirkung statt; aber wir
wissen nicht, wie sich etwas zwischen den Poren der Tischplatte
hindurch bis zur Magnetnadel beständig mit fortschieben
, sie gleichsam ergreifen und ablenken kann. Weil
wir uns nun das nicht denken, resp. erklären können, so
wäre also dieser Vorgang bloss „entweder übernatürlich
geschehen, oder gar nicht"? Ei, ei! mein in der Naturwissenschaft
angehender Herr Studiosus! gäbe es wirklich
keine dritte denkbare Möglichkeit, dass etwas geschieht,
was nach gar keinem Analogen erklärlich ist und doch
nicht absolut übernatürlich (im Sinne von unwirklich) zu
sein braucht? Nur einem äusserst beschränkten Kopfe
können nach so vielen wundervollen Entdeckungen von
Naturkräften, die ebenso einzig in ihrer Art dastehen, bloss
obige zwei Möglichkeiten denkbar erscheinen. Letztere erschöpfen
die ewigen Gesetze der Natur sicher nicht. Diese
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