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304 Psychische Studien. V. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1878.)
sammenhange ganz anders lautenden Erscheinungsberichten
die Thatsachen schon widerlegt zu haben. Das ist wirklich
pure Phantasie von seiner Seite! Alle seine Ausfälle gegen
die Sache basiren nicht auf dieser selbst, sondern nur auf
seiner eigenen falschen Vorstellung von derselben. Dass
die letztere total falsch und ein Vorurtheil ist, kann einem
Jeden, der es ehrlich mit der Wahrheit meint und sich
keiner Phantasterei, sondern der nackten objectiven Wirklichkeit
mit seinem Urtheil beugen will, durch blosses Beiwohnen
von nur einigen scharf beobachteten seancen wirklicher
Medien aufs klarste bewiesen werden. Dagegen hilft kein
Sträuben und Läugnen mehr» Eicht die Spiritualisten oder
Spiritisten machen sich mit ihrem Glauben, d. h. Ueberzeugt-
sein von Gesehenem, sondern die Nichtspiritisten mit ihrem
krassen Unglauben und Skeptizismus au Niehtselbstgesehenes
und Nichtselbsterlebtes lächerlich. Nicht die Ersteren sind
abergläubig, denn sie glauben ja nicht ein Jota mehr, als
was ilinen ihre Sinne bezeugen, sondern vielmehr die Letzteren,
weil sie hartnäckig weniger glauben, als faktisch existirt.
Das ist* aber der schlimmste Aberglaube, zu behaupten, es
existke etwas nicht, was für Andere doch wirklich ist. Was
die jetzige Redaction der Gartenlaube dem Gesalbader des
Herrn Frohschammer in der Schlussnote über Lohnes in ihrem
wahren Wesen bereits von Herrn Prot Franz Ho ff mann in
Würzburg beurtheilte Broschüre: „Jesus Christus und seine
Offenbarungen über Zeitliches und Ewiges" als sogenannten
Trumphaus beifügt, hat gar nichts mit der Thatsache zu
thun, dass es doch materialisirte Rothkehlchen und Männer
wie Lohse giebt, welche dergleichen Schriften in gewissen
Zuständen verfassen können. Der kritische Spiritualist
glaubt selbst nicht an Lohse's gottgesandten .Jesus Christus"
sondern höchstens nur an Lohse's mediumistischen Zustand,
der ihm dergleichen vorgespiegelt hat. Unsere und jedes
ehrlichen Seelenforbchers heiligste Pflicht ist es, dergleichen
Zustände nicht bloss lächerlich zu machen und damit blind
wegzuleugnen, sondern sie gründlichst zu erklären zu suchen.
Vor der wahren Wissenschaft erscheint uns kein Gebiet
verschlossen und unnahbar oder gar verächtlich, sondern sie
umfasst alles Irdische und Ueberirdische, soweit es ihr nur
sinnlich zugänglich ist. Folglich ist es auch keine Frivolität,
nach den Erscheinungen sogenannter Geister der Verstorbenen
zu forschen, wenn sie sich als eine sinnenfällige
Wirkung bei gewissen Personen ergeben, die man im Mittelalter
als Hexen und Zauberer verbrannte und jetzt in ganz
ähnlicher Weise von Stadt zu Stadt und Land zu Land
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