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306 Psychische Studien. V. Jahrg. 7. Heft. (Juli 18*8.)
weil sie Dinge sehen können, welche die sogenannte geistigere
Auffassung gewisser ver- oder überbildeter Menschen der
Neuzeit mit blöderen Sinnen leider nicht mehr zu erkennen
und daher auch nicht anzuerkennen vermag. Die stets im
Munde geführte, aber selteu ausgeführte Hauptlehre des
seichten Rationalismus besteht aber darin, auf die Sinnenbeobachtung
principiell allein alle seine weiteren sogenannten
Vernunft-Schlüsse basiren zu wollen; aber wie uns Herr
Frohschammer an seinem Beispiele zeigt, verleugnet er diejenigen
Thatsachen, die seiner vermeintlich geistigeren, d. h.
nicht mehr sinnlich natürlichen Auffassung unbequem zu
werden drohen, erklärt solche, ihn in stete Unruhe versetzende
, schärfere Sinnenbeobachtung für Glaubens- und
Wahnvorstellung und seine eigenen prüfungslosen Vorurtheile
über mögliche und unmögliche Dinge für die geistigere
Auffassung. Ja, insofern hier „geistiger" — „weniger natur-
gemäss" bedeuten würde. Wer hierbei den 80. Satz des
famosen päpstlichen Syllabus am meisten sich versteckt angeeignet
hat und aus ihm und seinen Wahnvorstellungen
über irdische und jenseitige Dinge gar nicht hinaus kann,
weil er keine Vernunftaufklärung durch Experiment im
Spiiitismus zulassen will, dürfte nicht schwer zu errathen sein.
Dass der schwarze Bock in des Verfassers Bockgeschichte
(aus Perty S. 322) jedenfalls mit „höheren" Kräften
ausgestattet gewesen sein müsse, weil er offenbar über die
Geister oder die Hexe gesiegt und dieselben vertrieben habe,
welche die Pferde alle Nächte in Schweiss geritten hatten,
ist ein gründlicher rationalistischer Bock des Herrn Verfassers
, weil er ja nicht einmal weiss, ob es Geister oder
eine Hexe waren, die der schwarze Bock vertrieben haben
soll. Und diese entschiedene Unwissenheit in dergleichen
Vorfällen nennt er keine Vernachlässigung der Geisterkundgebungen
von Seite seiner Wissenschaft? Warum hat denn
er den Fall nicht entschieden, da er solche Böcke zu reiten
versteht ?
Und ist es kein Bockritt, so ist es ein Ziegenritt, wenn
er behauptet, dass sogar die Männer der Wissenschaft, ja
selbst die noch competenteren Meister der natürlichen Zauberei
und Taschenspielerkunst nicht ganz gesichert sind vor diesem
geheiligten Schwindel und Betrug fuss- und händegewandter
Täuschung! Wie vorsichtig die wissenschaftlichen Porschor
sein müssen, damit ihre Betheiligung an solchen Fragen
nicht gemissbraucht werde, beweist er den Spiritisten am
Beispiele des Professors TL Schwann in Lüttich, dessen
Zeugniss über die stigmatisirtc Louise Lateau — etwa von
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